BAVARIA ONE – Oder wie ein Kopf einer guten Sache einen Bärendienst erweist

Ein etwas bissiger Kommentar zum Wahlsonntag

Habe mich an anderer Stelle mit Köpfen auf Wahlplakaten auseinander gesetzt. Die Klickresonanz war für einen Bloganfänger beeindruckend.

Ein spezieller Wahlkopf-Fall ist BAVARIA ONE. Er taugt für das nächste Faschingskostüm des Ministerpräsidenten. Darüber muss er sich keinen Kopf mehr machen. Ansonsten hat er dem Vernetzungsprogramm von Prof. Ulrich Walter einen Bärendienst erwiesen. (Pardon, ich denke spontan an den am malerischen Spitzingsee erschossenen Problem-Bruno.)

Um BAVARIA ONE herum braut sich nun, über die Fixsterne und vage Programmversprechen hinaus, alles mögliche zusammen: Wahlprognosendebakel – urige bayerische Streitkultur – schauspielerisch beeindruckende, aber verlogene Haben-Keine-Probleme-Inszenierungen  – Eigenlieben zweier Männer à la Hermann Hesses Narziß und Goldmund – heimatliche Miasanmia-Tonalität … Leider jedoch als Schuss nach hinten.

Der Blick von draußen schärfe den Blick für unsere irdischen Probleme meine ich in der Pressekonferenz gehört zu haben. Welch überzeugendes Nutzenversprechen. Spontan kommt mir ein hehrer Draufblick auf die ungelösten Völkerwanderungen unserer Zeit in den Sinn – vielleicht ein Lösungsansatz?

Bei Hesse nicht zu finden: Ziemlich deftiger eigennütziger Narzissmus – ein Markenlogo mit dem Kopf des Ministerpräsidenten, umgeben von Fixsternen. Comedy oder real? Oder einfach ein internes vor lauter Begeisterung und in Wahlnot kopflos und aus Dankbarkeit an die ungeeignete Zielgruppe Öffentlichkeit gelangtes Geschenk der Jungen Union? Ja, Zielgruppen sind auch im Politmarketing sehr wichtig und nicht zu verwechseln.

Oder ist „Comedy oder real“ einfach eine weitere Unsicherheitsdimension zu „faked oder wahr“ in unserer so kommunikationsbegeisterten Welt.

Hier stellt sich marketingfachlich natürlich auch die heftige Frage nach dem stillosen „Over-Promise“ eines in Not die Flucht nach vorne antretenden und sich Mut zusprechenden überehrgeizigen Regionalpolitikers.

Jedoch: Auftreten und Inhalte der Ankündigung sollten im Einklang mit dem eigenen Erfolgskonto stehen und nicht mehr von Franz Josef Strauß partizipieren wollen. Bescheidenheit steht Anfängern besser an, auch bei Wahlen. Viele flüchten heute vor stillosem Angebergehabe.

Wie ist sonst der spektakuläre Wählerverlust angesichts der uns durchaus zu Recht aufgetischten lebenswerten und schönen Bayernlandschaft zu erklären?

Die Angst vor dem Wahlausgang geht jetzt wenigstens um. Vergleichbar mit dem Marketingchef des Unternehmens wenn er und auch sein General Manager das Verkaufsziel viel zu hoch gesetzt haben, z. B. um die Börse zu erfreuen anstatt Strategien und Pläne geradlinig umzusetzen.

Wird nun das genannte BAYERN ONE-Budget von 700 Millionen zu einem weiteren 50%+ oder 40%+ Ziel? Denn auch solide vertrauenswürdige Marketingziele sind Voraussetzung für Erfolg.

Eine weitere alte Marketingregel wird am morgigen Montag nach der Wahl offenbar werden: Zu seinen Zielen und Strategien stehen, Verantwortung übernehmen. Damit zerstörtes Vertrauen wieder aufbauen.

Da hat man ja schon aus Wolfratshausen traditionsgemäß auf die Preißn gezeigt. Wetten dass …?

Luja sog i.

Übliche bayerische Vogelperspektive mit Zugspitze vom Brauneck aus

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