Vive la France, vive la difference – Eine etwas andere Welt ganz nah (1)

Ein Streifzug zwischen Midi, Normandie, Atlantik und Rhein

In früheren Jahren ist unser Reisetrieb Richtung Midi unverkennbar: Provence, Camargue, Languedoc, der Canale du Midi mittels Penichette und Biciclette … Und bis heute ist Frankreichs südliches Flair, quasi als ständiges Souvenir und möglichst außerhalb der Saison, einen Abstecher mit genüsslichen Produits de la Région und Übernachtung wert. Später zieht es uns auch regelmäßig in den Norden und die weiten Landschaften dazwischen.

In Le Grau du Roi Frühstück mit wunderbarem mediterranen Licht und frischem Croissant
Penichette schrubben auf dem Canale am frühen Morgen, noch vor dem Frühstück mit Croissants
Später malerische Penichette-Parade der impressionistischen Art
Rosa Flamingos sind für uns immer schon Sinnbild des Midi. Diese beiden treffen wir am 24. Mai 2018 ‎früh ⁨unterwegs bei Aigues-Mortes⁩ im ⁨Languedoc⁩
Ab September erholen sie sich von nervigen Ausritten (Sainte Marie de la Mer)
Sète mit seinen Kanälen wird zum Lieblingsort, wir steuern diese wunderbar normale Stadt regelmäßig an
Warten auf die Fähre nach Tanger: So erwachen sie in Afrika, dem französischen TÜV entkommen, zu neuem Autoleben
Ganz in der Nähe an der Hafenstrasse  gibt´s abends die Früchte des Étang de Thau von nebenan

Wir erlauben uns jetzt, vive la difference, einen Sprung in den Norden. Er beruhigt die Seele: Die recht kompakte Normandie taugt für eine beschauliche Rundfahrt ins Blaue zwischen Ärmelkanal und, im Osten, beinahe bis halbwegs vor Paris.

Die Bretagne mit ihren zerklüfteten Küsten bedarf eher der sorgfältigen Planung. Die Wege in die Rias und Buchten ziehen sich entdeckerfreundlich schier unendlich in die Länge und fordern Muse ein. Das Licht wandelt sich zu beruhigenden Grautönen jeder Nuance.

In der Normandie ist für HDM Le Tréport das Pendant zu Sète im Süden – eine  authentische Hafenstadt mit einem ebenso faszinierenden spezifischen Licht, auch unmittelbar drum herum

100 Kilometer südwestlich die touristischen Steilufer von Étretat, außerhalb von Juli und August durchaus beschaulich
Wiederum 50 Kilometer weiter, zwischen Le Havre und dem einst berühmten Badeort Deauville, Honfleur mit mediterraner Anmutung – wären die typischen grauen Schieferhäuser nicht
Wir machen jetzt einen Abstecher ins grüne Hinterland um vor lauter Meer den Käse nicht zu vergessen, z. B. den Livarot und die Brüder Camembert

Auch der Vorfahre unserer Fruchtzwerge, Le Petit Suisse, kommt schließlich aus der (nordöstlichen) Normandie. HDM kann es nicht lassen die erste Molkerei des Charles Gervais, heute die größte Fabrikationsstätte von Danone,  im tiefen Hinterland zu suchen. Leider ist Sonntag und Betriebsruhe.
Guter Rat ist nicht nur angesichts des Käseangebots teuer. Auf dem improvisierten Weg zurück zur Küste sind Lisieux, Caen und Bayeux einen Aufenthalt wert!
Die Wallfahrtskirche von Lisieux ist das farbenprächtige Lourdes des Nordens
In Bayeux bieten meterlange Geschichtstafeln Hilfe an, hier ein Ausschnitt der Historie um Charlemagne, bei uns Karl der Große, länderübergreifender großer Führer im damaligen Europa
Mahnende neuere Geschichte ist der deutsche Soldatenfriedhof von La Cambe⁩ – seine wohltuende Schlichtheit erlaubt jedem Besucher seine eigene Andacht. Er unterscheidet sich  angenehm vom US-Invasions-Monster-Monument-Pendant in Grandcamp-Maisy. Nach der Normandie-Invasion durchaus nachvollziehbar bekommt diese Gedenkstätte durch „America first“ neue  Aktualität.
Ein wohltuendes aber recht frisches Bad zwischendurch
Jedem das Seine – auch an den endlosen Sandstränden hält sich der Tourismus in Grenzen
Eine einfache abgelegene Bleibe direkt am Riesenstrand – leider zeichnet sich die freundliche Chefin durch ausgeprägten Mundgeruch aus (pardon)
Zwischendurchgenuss mit Aussicht auf Barfleur im hohe Nordosten des „Halbinsel-Kamins“ von Cherbourg
Gestärkt suchen und finden wir das Landschloss des Alexis de Tocqueville. Leider ist keiner der Nachkommen zuhause. Zu diesem französischen Denker und Politiker habe ich eine besondere Beziehung seit Studentenzeiten. Der damalige baden-württembergische Ministerpräsident sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes beleuchten an einem „dia academica“ unserer TU die Bedeutung dieses frühen Europäers und ich war als Studentenführer, im Lichte der bald aufkommenden 68er, friedlicher Dritter im Bunde. Alexis´ Thesen passen wenig in die aufkommende Jugendbewegung: „Demokratie und Sozialismus haben nichts Gemeinsames mit Ausnahme eines einzigen Wortes: Gleichheit. Der Unterschied ist beträchtlich: Während Demokratie Gleichheit in Freiheit sucht, sucht Sozialismus Gleichheit in Einschränkung und Unterwürfigkeit.“  Luja sog i.

Menschliche Momente dieser Art passieren uns leicht, auch im Norden Frankreichs. Hier treffen wir, zurück am sich zum Atlantik öffnenden Ärmelkanal, auf den Geburtstag von Odette. Ich stoße mit Loulou, dem Leuchtturmwärter von ‎⁨Gatteville-le-Phare und hervorragendem Dudelsackmusiker, am nördlichsten Punkt der Normandie mit Cidre auf sie an.
Cherbourg ganz oben auf der „Halbinsel“ ist der letzte kontinentale Hafen den die Titanic vier Tage vor ihrem Untergang anlief. Lange Zeit war die Stadt für Millionen von Menschen der Einschiffungsort für eine neue Zukunft in Übersee. Im Museum La Cité de la Mer kann man jetzt naturgetreue Kabinen des Schiffes erleben.
Eine Begegnung der anderen Art im dortigen Meeresaquarium
Etwas aus dem Zeitplan geraten grüßen wir den vertrauten Mont Saint Michel nur von weitem. Es zieht uns nach Saint-Malo um auch diesmal etwas Bretagne zu verspüren.
Von Osten her Ankunft am hier breiten Strand von Saint-Malo
Der sieht bald anders aus. Es wird stürmisch und wir finden in einem gut gelegenen Hotel das letzte Chambre vers la mer. Aus dem Badegenuss wird schnell ein zischendes Schauspiel des nahen Atlantik …
… auch zur Freude anderer eifriger Lichtbildner
Am anderen Morgen ein neuer Tag und neues Licht für Kamera und Seele …
Das Fenster zum Meer hat sich gelohnt
Auch die Jungmöven fühlen sich wieder wohler

Für interessierte Frankreich-Freunde: HDM plant weitere kleine Folgen mit inhaltlichen Schwerpunkten, nächstes Mal über landschaftliche Eindrücke zwischen Süd und Nord.

Vive la France, vive la difference –
Eine etwas andere Welt ganz nah

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