12 Schritte systematischer Produktinnovation

Schritt 1: Bestimmung der Innovationslücke

Formulierung oder Berechnung eines möglichst eindeutigen Ziels.

Beispiel  Jetzige Produkte  5Jahres-Ziel   Innovat.lücke

Umsatz               150                              250                        100

Ergebnis              10                                 25                          15

Schritt 2: Stärken/Schwächen-Analyse

  • Bewertung von Kompetenz und Image des Unternehmens bei Verbraucher und Handel, besonders hinsichtlich seiner Innovationsfähigkeit,
  • Bestimmung der Stärke bestehender Produkte,
  • Ermittlung der verfügbaren Unternehmens-Resourcen in Marketing, Verkauf, Distribution, Forschung + Entwicklung (F+E), Technik/Produktion und Finanzierung,
  • Überprüfung eigener Stärken und Schwächen im Vergleich zu wichtigen Mitbewerbern und deren Produkte.

Schritt 3: Abstimmung der Unternehmenskriterien

  • Marketing/Verkauf: Marktprioritäten, Anspruch an Marktstellung (Marktführer, Führer in kleineren Segmenten u. ä.), Art der bevorzugten Marketingpolitik (z. B. Schwerpunkt auf einzelnen Instrumenten wie Klassische Werbung), Art der bevorzugten Produkteinührung (z. B. in aufeinander folgenden Stufen oder auf einen Schlag),
  • F + E/Technik: Technologischer Produktanspruch (z. B. Grad der Neuartigkeit, Einzigartigkeit, Qualitätsstandard), Massenfertigung oder Fertigung in kleineren Serien, unternehmensinterne oder externe Produktionsstätte, Entwicklung und Produktion im In- oder Ausland, Koordination der Produktentwicklung mit F + E Zentren,
  • Finanzen: Investitionsbereitschaft und Payout-Überlegungen, Art der Finanzierung, erwartete Deckungsbeiträge, verfügbare Marketingbudgets.

Schritt 4: Abstimmung der Produktkriterien

  • Art des Produkts: Zugehörige Produktgruppe, Angebotsform (z.B. naturbelassen, getrocknet, tiefgefroren, flüssig), Einzel- oder Sortimentsprodukt,
  • Art der Verpackung/Portionierung: Verwendbare Materialarten, Möglichkeiten von Einzel-, Mehrfach- und Grosspackungen, Restriktionen des Umweltschutzes,
  • Preisgestaltung: Bevorzugung von Hoch- oder Niedrigpreis-Segmenten, erwarteter Deckungsbeitrag, erforderliche Handelsspanne,
  • Distribution/Logistik: Flächendeckende oder punktuelle Distribution, regionale Schwerpunkte, Zentrallager oder dezentrale Läger, Eigen- oder Fremdbelieferung des Handels.

Schritt 5: Analyse und Segmentierung
                    der Innovationsfelder

  • Nach Verbrauchermerkmalen: Neue Trends in der Lebenseinstellung und im Verbrauchs- und Kaufverhalten bestehender und neuer Verbrauchergruppen (z.B. Anlass, Ort, Häufigkeit, Menge, Regionalität, Saisonalität des Verbrauchs, Markenorientierung, Produktloyalität, Preisbewusstsein), Aufnahmebereitschaft für neue Ideen, Änderungen demographischer Merkmale und Strukturen, Nicht-Verbrauch,
  • Nach Marktgegebenheiten: Marktgrösse, Wachstum, Entwicklungspotential, Marktform (Polypol, Oligopol u.a.), Art der Mitbewerber und ihr Innovationsverhalten,
  • Nach Produktcharakteristika: Produktzusammensetzung, Konsistenz, Sortimentszugehörigkeit, Verpackungsart und -qualität, Angebotsgrössen und Portionierung, Produkterwartungen und -präferenzen gegenüber anderen Produkten. 

Schritt 6: Markt- und Verbraucherforschung

Stellvertretend werden hier zwei Methoden angeführt:

  • Usage and Attitude-Studien: Erforschung der Einstellungen der  Verbraucher zu eigenen und Wettbewerbsprodukten (attitude), Erforschung ihres Verbrauchsverhaltens im Sinne von wie, wo, wieviel, wie oft und zu welchen Anlässen (usage), Bestimmung demographischer Daten von Verbraucher und Nicht-Verbrauchern,
  • Konzepttests: Zuordnung von Produktattributen, Likes/Dislikes, Kaufabsichten, Preisgruppen u.a.m. zu bestehenden Produkten, Prototypen oder Beschreibungen.

Schritt 7: Auswahl des Innovationsteams

Zusammensetzung des Idealteams:

1. Manager Marketing: Vorbereitung, Koordination, Information, Stimulation, treibende Kraft,

2. Manager F + E: Produktforschung, technische Information, Realisierbarkeit,

3. Marktforscher: Markt- und Marktforschungsdaten, durchzuführende Studien, laufende Gruppendiskussionen und Befragungen,

4. „Kreatives Talent“: Stimulation von Ideen, Motivation, Formulierung von Konzepten,

5. „Innovator“: Motivation, Ideenproduktion, Konzeptenwicklung.

Schritt 8: Durchführung der Team Meetings

  • Zusammenstellung eines Fact Books über die bisher gesammelten Ziele, Kriterien und Daten,
  • Bestimmung eines erfahrenen und objektiven Teamleaders, ggf. eines Externen,
  • Durchführung der Meetings in abgeschirmter, offener und positiver Atmosphäre, 
  • jeweils schriftliche Zusammenfassung der entwickelten Gedanken und Ideen,
  • Einsatz von anregendem Anschauungsmaterial wie eigene Produkte, Mitbewerberprodukte, Demonstrationsprodukte verschiedener Branchen, Rohstoffe, Packungsmaterialien,
  • Stufenweise Überprüfung der Realisierbarkeit vorgeschlagener Ideen und Formulierung erster Produktkonzepte.

Schritt 9: Erprobung und Verifizierung

  • Stufenweise Erprobung erster Reaktionen potentieller Verbraucher auf Ideen und Produktkonzepte, in der Regel durch Gruppendiskussionen,
  • Stufenweise Überprüfung der Realisierbarkeit vorgeschlagener Ideen und Produktkonzepte,
  • Resultierende Orientierung für den weiteren Innovationsprozess.

Schritt 10: Anwendung von Kreativitätstechniken

  • Rollenspiel: Ungehemmte neue Perspektiven durch die Annahme der Rolle einer Person, für welche das diskutierte Produkt infrage kommt,
  • Synectics: Überwindung üblicher Betrachtungsweisen durch die Annahme der Rolle des Arbeitsgegenstandes (Beispiel: „Wie empfinde und beschreibe ich als Gesichtscreme die Art und Weise, wie mich Leute verwenden?“),
  • Brainstorming: Erzielung einer breiten Ausgangsbasis neuer Produktideen durch die Produktion einer scheinbar wahllosen und sinnlosen Ideenvielfalt.

Schritt 11: Formulierte Konzepte und Schlüsselideen

  • Konzentrierung auf Hypothesen, die sich in Gruppendiskussionen u.ä. als versprechend erwiesen haben und Formulierung erster konkreter Produktkonzepte,
  • Formulierung von Schlüsselideen mit den Schwerpunktinhalten Produkteigenschaften und Produktnutzen, Unterscheidungen von eventuellen Wettbewerbsprodukten und Begründungen gegebener Einzigartigkeiten.

Schritt 12: Strategische Positionierung/Produktentwicklung

  • Vorwiegend als Produktpositionierung bei hohem technologischen Innovationsgrad, Entstehung einer neuen Produktkategorie oder aussergewöhnlich hoher Produktleistung,
  • vorwiegend als Verbraucherpositionierung bei Produkten mit mehr oder weniger einzigartigem Nutzen im Vergleich zu Mitbewerbern.
  • Detaillierte Überprüfung der Realisierbarkeit des entwickelten Produktkonzepts und Beginn der Produktentwicklung in enger Zusammenarbeit mit Technik und Produktion.