Die Fallas – Bunte Kreativität mit kurzer Verfallszeit
Die Fallas sind ein bedeutendes valencianisches Frühlingsfest. Vor allem in den küstennahen Orten der Comunidad werden sie traditionell jedes Jahr zum Josefstag im März gefeiert (dia Sant Josep, 19 de marzo). Nach der Absage letztes Jahr wurden sie heuer in diesen Septembertagen in zahlreichen Pueblos begeistert nachgeholt, wenn auch coronabedingt eingeschränkt.
Hauptattraktion sind die teils haushohen Skulpturen aus Pappmaché und anderen brennbaren Materialien. Sie werden am letzten Tag feierlich angezündet (la cremà). Manche prämierten Werke retten sich ins Museum. Obligatorisch sind ohrenbetäubende Feuerwerke (la mascletà) die den blauen Himmel verdunkeln.
Früher waren die Figuren eher aus Holz gezimmert. Eine Hypothese zur Entstehung des spektakulären Brauches nimmt an, dass holzverarbeitende Berufe nach dem Winter auf kreative (und werbende?) Art und Weise ihre Werkstätten aufräumten.
Eine Parallele zu Bayern: In Berchtesgaden waren es interessanterweise ebenfalls Zimmerleute, die am Josefstag ein geweihtes Baumwollbrot verschenkten. Und mancherorts erhielten Josefs am 19. März (anstelle gestalterischer Fallas wie akustischer Genüsse …) Freifahrten, freien Eintritt oder Freigetränke.
Laut Augsburger Allgemeine aus dem Jahr 2018 bekommen Josefs, Josefas und Josefinen auf Kloster Andechs noch heute eine Maß geschenkt und am Wendelstein können Bepperl kostenlos Bergbahn fahren. Ob’s wohl noch stimmt? Immerhin hat auf Andechs der Pächter gewechselt. Quelle: www.brauchtumsseiten.de

(aus Dénia vor vielen Jahren)

Hier in Pego, wie auch in der Hochburg Valencia und anderen Pueblos, fanden die Fallas 2020 soeben als Sommerfest statt.

An der Spitze stehen die Fallera Major und die Fallera Major Infantil, für den Nachwuchs von entscheidender Bedeutung.





Hier, in Pego, ist offenbar eine Bruderschaft (hermanidad) des anderen großen Jahresereignisses Moros y Cristianos zuhause.
Die Hausbemalung erinnert an den Osmanischen Krieg. Tripolis, im heutigen Libyen, geriet 1509 unter spanische Herrschaft. Nachdem Kaiser Karl V. die Stadt 1530 den Johannitern als Lehen überlassen hatte, wurde sie 1551 von den Türken erobert.
Nicht weit von Pego, etwas mehr im Landesinnern – in Alcoy, wird im Rahmen der Moros y Cristianos eine Türken-Schlacht jährlich höchst spektakulär nachgestellt.

Wenn Kunst und Malerei tatsächlich was bewirkt …

Das nahe kleine Pueblo Adsubia setzt lieber, sich vom größeren Bruder Pego differenzierend, auf hausgemachte Theateraufführungen und volkstümliche Konzerte.
Am 5. September ist sogar der große Pep Gimeno „Botifarra“ aus Xativa (auf dem Weg nach Valencia) mit dem einfühlsamen Gitarristen aus Dénia zu Gast.
Botifarra ist eigentlich eine katalanische Wurstspezialität, was als Key Word vermutlich die bodenständige Positionierung des Sängers und Texters unterstreicht.



Wir lieben die leichte Art wie sowas abläuft. Einfach wunderbar. Das „große Event“ setzt sich aus lauter einzelnen kleinen Treffen von Nachbarn (vecinos) und Fans zu einem gemeinsamen Ganzen zusammen.
Jeder oder jede Gruppe unterhält sich auf seine und ihre Art vor sich hin (tu vois qu´est-ce que je veu dire?). Ich kann auch anschauliche Fotos machen, keiner schaut kritisch drein.



Eine winzige weiße Schönheit kriecht aus dem regionalen Bio-Gemüse und ich setze sie behutsam auf die kolumbianische Rose von unserer tollen Blumenfrau in der Markthalle.
Auch ganz schön malerisch, oder?
Vielleicht bis nächstes Mal!