Mi gran amigo Pascual

Aus der Sicht der restlichen Welt sind wir irgendwo in Spanien, Comunidad Valencia, hinter der Costa Blanca, zwischen Orangen, Oliven und Algarrobas, denn sie mögen Pferde.

In unseren folgenden Bildern und Zeilen über diesen Mikrokosmos wird’s persönlich. Die Protagonisten sind einverstanden … vale, si tu quieres. Der geneigte Leser möge entscheiden ob er uns hier folgt. Unser Ziel, ein kleiner aber bedeutender und echter Einblick und Ausschnitt aus dem Leben auf dem Land. Mich reizt dies mehr als die Sonne Spaniens.

In diesem August, morgens zwischen sieben und acht, ist er im Kreis seiner Familie zufrieden eingeschlafen. Wir haben uns ein paar Tage zuvor noch umarmt – hasta la proxima semana, versuchen wir dabei guter Dinge zu sein.

Aber er lebt. So empfinden wir es.

Pascual ist unser Nachbar und Freund. Ein valencianischer, besser pegolinischer Campesino wie er im Buche steht, verwurzelt mit seinem angestammten beträchtlichen Stück Land hier in Pego. Als wir ihn kennen lernten, als die Mercadonas noch kleiner waren, verkauft er seine Köstlichkeiten – Orangen, Mandarinen, Gemüse – in der Markthalle des nahen Ondara.

Früher als seine Frau noch lebte, eine veritable Kräuterkennerin (herborista), auch in Dénia und Orba. Später sind eher Spitzenrestaurants seine Kunden, wie das des Pegolinos Pepe, El Pegoli, in Dénias traditionellem Nobelviertel Las Rotas. Und, er kümmert sich jetzt um seine und unsere Früchte, zieht Gemüse für Familie und Freunde. Irgendwann im Jahr rechnen wir dann seine wertvolle Arbeit für uns auf einem Zettel ab.

Unsere Finca liegt vom Pueblo Pego aus noch ein paar hundert Meter weiter und höher als seine, am Ende des Weges vor dem unwegsamen Berg, auf dem wir noch nie waren, mit der uns damals unabdingbar wichtigen Sicht aufs Meer. Pascual ist die letzte Adresse auf dem Weg zu uns.

Unser Land gehörte früher zum Grundbesitz seiner Familie. Als wir es von Zwischenbesitzern übernehmen, bitten wir ihn so zu tun als gehöre es wieder zu ihm. Dabei ist es bis heute geblieben. Jetzt tritt Sohn Pascual nahtlos in seine ihm und uns vertrauten Spuren. Eso es la vida beruhigen wir uns gegenseitig.

Jetzt gab es ihm zu Ehren eine kleine Fiesta. In seiner Casita de Campo, der letzten Adresse auf dem Weg zu uns, der dann endet. Und er, mi gran amigo Pascual, er war immer dabei und unter uns.

Tratando de encontrar una buena traducción para nuestros amigos españoles, Hans

Desde el punto de vista del resto del mundo estamos en algún lugar de España, Comunidad Valencia, detrás de la Costa Blanca, entre naranjas, aceitunas y algarrobas, porque les gustan los caballos.

En nuestras siguientes imágenes y líneas sobre este microcosmos, se vuelve personal. Los protagonistas coinciden … vale, si tu quieres. El lector inclinado puede decidir si nos sigue. Nuestro objetivo: una pequeña pero significativa y real visión y extracto de la vida aquí en el campo. Esto me atrae más que el sol de España.

Este agosto, entre las siete y las ocho de la mañana, se durmió contento en medio de su familia. Nos abrazamos unos días antes, hasta la próxima semana, tratemos de estar de buen humor.

Pero está vivo. Así es como nos sentimos.

Pascual es nuestro vecino y amigo. Un valenciano, mejor campesino pegolín tal como aparece en el libro, arraigado en su tierra ancestral aquí en Pego. Cuando lo conocimos, cuando las Mercadonas eran aún más pequeñas, vende sus deliciosos productos – naranjas, mandarinas, verduras – en el mercado de la cercana Ondara.

Anteriormente cuando aún vivía su mujer Ángela, auténtica herborista, también en Dénia y Orba. Más tarde, sus clientes suelen ser los mejores restaurantes, como el de Pegolinos Pepe, El Pegoli, en el tradicional y elegante barrio de Las Rotas de Dénia. Y ahora se ocupa de sus frutas y de las nuestras, saca verduras para la familia y los amigos. En algún momento del año asentaremos su valioso trabajo para nosotros en un papelito.

Nuestra finca está unos cientos de metros más lejos y más alta que la suya del pueblo Pego, al final del camino frente a la montaña infranqueable, en la que nunca hemos estado, con la vista del mar, que antes era indispensable para nosotros. Pascual es la última dirección en el camino hacia nosotros.

Nuestra tierra solía ser parte de la propiedad de su familia. Cuando lo tomamos de los propietarios intermedios, le pedimos que finja que es suyo. Ha permanecido así hasta el día de hoy. Ahora el hijo Pascual sigue sus pasos familiares. Eso es la vida vamos a calmarnos.

Ahora había una pequeña fiesta en su honor. En su casita de campo, la última dirección de camino a nosotros, que luego termina. Y él, mi gran amigo Pascual, siempre estuvo con nosotros y entre nosotros.

Die lange Tafel liegt da, wo sonst zuweilen die Pferdekutsche steht

Links Pascuals Nietas Ruth und Rosa, die Hijas von Reme und Fernando (in Spanien auf dem Land selten: Rosa spricht fließend Englisch und studiert in Valencia Recht; Reme hat sie dafür lange Jahre ins English College nach Dénia gefahren)
Das vorausgehende „kalte Buffet“ aus Tapas gibt´s in der Außenküche

Jeder bringt was Ess- oder Trinkbares mit, meist aus eigener Herstellung
Wir bringen rote Rosen und roten Wein – er und wir mochten beides

Schwiegertochter Mari freut sich und bringt sein Bild
Vecina Xelo backte eine köstliche Tarta de calabaza y chocolate, getreu nach Pascuals Hausrezept seit Generationen – Ehemann Salvador (el marido) ist nicht nur demonstrativ begeistert, jede Schnitte ist eine Sünde vom Kuchenblech

Salvadors Vorfahren betrieben den Steinbruch des Dorfes (la cantera) in der Nähe, er selbst war Pegos Schuldirektor – jetzt genießt er das Leben als Gärtner eines vielfältigen Biotops ums Haus, brutzelt Paellas und ist verdienter Jubilado.

In seiner Paella fehlt zuweilen das Salz. Insgeheim vermuten wir, dass die restlichen Zutaten (außer Reis, Wasser und eben dem Salz) von Ehefrau Xelo aufwändig vorbereitet werden … perdon, querido Salvador.

Aus seinem Steinbruch hinter dem Haus stammen die wuchtigen Mauern der Kirche – wurde vielleicht aufgrund der nahen Verfügbarkeit des stabilen Sandsteins auf jegliche Kirchenfenster verzichtet, überlege ich.

Todo casera, alles hausgemacht hier – diese Köstlichkeit ist ausnahmsweise vom Kuchenbäcker (pastelero/a)
Selbst ist der Mann: Pascual hijo bereitet während des Tapasschmauses das Hauptgericht Arroz Meloso Pulpo, natürlich mit bestem Arroz Bombón aus Pego
Der Bombón stammt vom nahen Naturpark Marjal Pego-Oliva. Er gilt als eine der besten Reismarken für Paella in ganz Spanien.

Links im Hintergrund Dénias Hausberg Montgó, rechts die Sierra Segaria auf unserem Weg nach Pego.
Arroz Bombón aus dem Parc Natural de la Marjal de Pego-Oliva
Der stolze Campesino, Koch und Pferdehalter un poco teatral, ganz wie der Vater

Brutzelnder Reis lässt Zeit für die lebenswichtige wie lebhafte valencianische Kommunikation (hablarse)
Pascual padre ist dabei
Das köstliche Brutzelergebnis:
Arroz Meloso de Pulpo (mit anderen leckeren Mariscos geheimnisvoll angereichert)
Ständig wechselnde Szenen zwischendurch:
Automarkenfan Vicent mit Mama Adelaida
Die Jóvenes begeistern sich für das unermüdlich weiter gereichte Fotoalbum aus den vergangenen Zeiten der großen Familie – mehr Interesse an so etwas als bei uns, denke ich
Vicent demonstriert die bis heute auf dem Land übliche Trinktechnik – in Coronazeiten durchaus sinnvoll
Eine tolle Familie
Die drei Pascuals

Los Jóvenes – wenn auch etwas abseits, immer voll dabei
Pascuals Nietas Ruth und Angela
Der mittlere Pascual auf den Spuren seines Vaters: Wir schwelgen in zwanzig Jahren gemeinsamer Erinnerung und stoßen auf ihn an
Recordamos: Gemeinsame Baumarbeit – der gestrenge Lehrmeister erinnert mich an meinen ersten Meister in der Lehrwerkstatt für Metallverarbeitung der Balinger Waagenfabrik Bizerba
Pferdenarren sind sie allzumal
Paella zubereiten hat er von seiner viel zu früh gestorbenen Frau gelernt und vermutlich deshalb immer so liebevoll zelebriert
Am 23. Juli 2021 in unserem Lieblingsrestaurant Rafel – ein Thema ist natürlich der plötzliche Tod unseres gemeinsamen Freundes José Ramon (63), mit ihm zusammen haben wir unsere Finca-Casita mit allem Drum und Dran ausgebaut … ein toller Kerl!
Am 4. August sind wir zu Gast im Haus La Cantera
Ein paar Tage vor dem Tag im August zwischen sieben und acht verabreden wir uns noch auf ein Glas Tinto hasta la proxima semana
Jetzt seine letzte Fahrt durchs Pueblo
Wir folgen ihm, noch höchst betroffen

Wollten uns doch diese Woche treffen und ein Glas Tinto genießen
Sein lebenslanger Freund Jesús aus Oliva hält Wache
Bei der Fiesta ist Jesús ein Mittelpunkt. Hier wird er von Pascuals Kindern Pascual júnior, Reme und Adelaida (im Hintergrund zwischen beiden) herzlich verabschiedet, mit dabei sind die Vecinos Francisco y Mari Carmen
Sie geben uns die ersten Clementinas der Saison mit
Als Jesús (88) in sein Auto steigt verspricht er mir tranquilo zu fahren

Die kleine Fiesta hat seine Augen immer wieder strahlen lassen … wenn auch nur zwischendurch
Zurück in Dénia – zwei Hübsche grüßen schon am Carport in der Abendsonne, bevor sie sich für die Nacht verschließen

Eine Anekdote muss ich noch los werden. Pascual empfahl mir bei einem unserer ersten Gespräche, ich müsse schnell Spanisch lernen, wenn ich hier in Pego etwas sein und mitreden wolle. Er unterstützt seine Empfehlung, verschmitzt lächelnd, mit dem Messer, das er häufig bei sich führte.

Blitzartig kommt mir Pepe vom El Pegoli in Dénia in den Sinn. Ihn hatte ich schon früher kennen gelernt. „Ein typischer Pegolino“ stellt ihn damals der Spanienkenner Siegfried Borho vor.

Anschauungsunterricht dafür was das ist folgt auf den Fuß: Damals kursiert das Gerücht, die Regierung wolle alle Grund- und Hausbesitzer innerhalb eines 50-Meter-Streifens parallel zum Meer enteignen. Pepes Vater baute das Pegoli auf einen Fels direkt am Wasser.

Pegolino Pepes spontaner Kommentar kein vamos a ver. Anstatt: „Keiner von denen wird es je wagen mein Haus zu betreten. Tut er es, werde ich ihn erschießen, das Gewehr liegt bereit.“ Wir haben nicht den Hauch eines Zweifels.

Später wird mir poco a poco aus dem spanischen Fernsehen, meinem Sprachlernmittel mit Untertiteln (subtitulos), beinahe täglich die Bedeutung einer anderen Waffe bewusst: Der arma blanca, offenbar ein bloßes nacktes Messer, hilfreich bei Familienfehden und anderen Verstößen. Dass Pepe und Pascual enge Schulfreunde mit vermutlich ähnlichen Rechtsauffassungen waren erfahre ich später.

Irgendwie gehören wir jetzt doch ein bisschen zur großen kämpferischen Spezies der Pegolinos …

Als ich schließlich einigermaßen Spanisch verstehe und palavre, redet Pascual meist Valenciano. Verstehe nur die Hälfte. Das macht aber nichts. Zu- und Hineinhören genügte. Auch weiß ich, dass er eigentlich immer recht hat. Si Señor sage ich nur, erst recht auf seinem angestammten Land.

Als wir Pascual dieses letzte Mal in seinem Casita im Pueblo besuchen sage ich ihm, dass ich in meinem Leben viele Leute kennen lernen durfte: Er gehöre zu denen die ich immer erinnere. Gut dass ich ihm das gestehe. Ein wehmütiges Leuchten geht über sein Gesicht und wir spüren unsere gegenseitige Wertschätzung, trotz so unterschiedlicher Lebenswege.

Vermutlich hat dies alles auch mit den so zerredeten Superthemen unserer Zeit wie Igualdad, Diversidad & Co zu tun. Dabei ist es so einfach wenn´s drauf ankommt.

Der geneigte Leser bis hierher verzeihe diese vereinfachende Erkenntnis.

Un saludo, HDM

De Grafitis y toros

Die museumslosen Coronamonate in Ambach und München haben zusätzliche Begeisterung für Graffitis in uns geweckt, eigentlich für Straßenmalereien und Streetart im weitesten Sinne. Für Motive und Farben die unser Drumherum unterwegs kommunikativer oder nachdenklich machen. Zuweilen gehen, wandern oder fahren wir meilenweit um interessante Objekte aufzuspüren. (Werbeinsider erinnern sich bei diesem Wort vielleicht an die Camel-Fallstudie, evtl. Suchfunktion nutzen).

Unsere Begeisterung hat sich jetzt auf das Land Valencia übertragen. Allein in und um Dénia herum warten farbenfrohe mediterrane Überraschungen. Das jeweilige unmittelbare regionale Umfeld verstärkt das Erlebnis, Stiere inklusive.

Besonders reizvoll sind Gestaltungen auf Hinterhöfen, hier in Ondara, einer valencianischen Kleinstadt.
Besonders reizvoll sind Gestaltungen an den besonders typischen und eigenständigen Orten einer Stadt, wie hier in Ondara, einer valencianischen Kommune.
zieht sich durch den 7000-Seelen-Ort. 

In einem Wettbewerb vor drei Jahren wurden Künstler aus dem Landkreis (comarca) ausgewählt und der Gemeinderat (consistorio) genehmigt des Projekt.

Wir sind gespannt auf die wassernahe Kunst im Spätherbst und Winter ...
Ondara bietet durch seinen Barranc de l´Alberca ideale Gestaltungsflächen. Der um diese heiße Jahreszeit im August staubig trockene Hochwasserkanal des río Alberca zieht sich durch den 7000-Seelen-Ort.

In einem Wettbewerb vor drei Jahren wurden Künstler aus dem Landkreis (comarca) ausgewählt und der Gemeinderat (consistorio) genehmigte das Projekt.

Wir sind gespannt auf die wasserführende Kunst im Spätherbst und Winter.
Oft entfalten die Malereien erst in Kombination mit Hintergrund und Umfeld ihr wahres Leben. Die Fantasiewesen könnten im hohen Schilfwald dahinter leben?
Hinter der Mauer des Barranco die Orangenhaine der Campesinos des Pueblo und die wuchtige wie zackige Sierra Segaria
Die Gestaltung einer sonst öden Grundstücksmauer an der belebten Zufahrtsstraße vom nahen Dénia am Mittelmeer hinein nach Ondara im nahen Hinterland
Im Pueblo selbst wird’s persönlicher
Wir ziehen diese kreativ gestalterische Art der „Stierkultur“ vor.

Ondara besitzt zwar eine Stierkampfarena; aber eigentlich ist sie jetzt nützliches historisches Relikt. Vor kurzem renoviert, dient sie als Veranstaltungsort und friedliche Stätte für valencianische Fiestas aller Art.

Dann allerdings großes Erstaunen. Wir lesen:

GRAN CONCURS DE RETALLADORS

Und unser bunter Graffiti-Stier erscheint auf dem verdächtigen Rathaus-Plakat.

Glücklicherweise ist weder von Toreros noch von Stierkampf die Rede, lediglich von wilden Stieren.

Wir erfahren dass der Retallador, wie der Torero, ein Beruf des Stierkampfes ist. Ein Mann spielt, zusammen mit dem wilden Tier, mit seinem Leben („El retallador és una persona que es juga la vida davant un bou en les curses de braus“, so ein Vecino des Ortes).

Ähnlich dem Recortador, der durch den sportlichen bis akrobatischen Einsatz seines Körpers, z. B. durch Sprünge und Saltos, auf die Angriffe des Stieres reagiert.

"Profesión de la tauromaquia - Se denomina recortador al torero que con la única ayuda de su cuerpo o con algún artilugio simple como puede ser un palo a modo de pértiga (garrocha) realizan con pericia piruetas ante la embestida del toro o vaquilla como son recortes, saltos por encima o quiebros laterales ajustándose a la cintura los pitones de toros. Se realiza sin capa o con ella liada al brazo." 
Quelle: Wikipedia

Akrobatik pur: Der Sprung über den Stier

Na wo is er denn …?

Au weia … aber Hilfe naht schon

Die mannigfache Ablenkung des Tieres durch mutige junge Valencianos wirkt:

Der zuvor akrobatische 2. Sieger ist hinter der Barriere in Sicherheit

Fotos: privat
Die beruhigende rettende Tür – das nächste friedliche Event wird schon vorbereitet
Schon raus aus der Arena entdecken wir neben den wuchtigen Mauern ein wachendes Auge, hoffentlich im Sinne eines modernen Verständnisses spanischer Stierkampftradition, nicht nur im Land Valencia
Sowas interessiert mehr als Stierkampf
Vor der Arena werden selbst schräg gewachsene Platanen geradezu rührend umhäkelt.

Auch dies zählen wir zur Streetart.
Vielleicht ein friedlicher Nachkömmling des Iberischen Luchses?
Schließlich versuchen wir am Barranco noch ein eigenes Graffiti

Wird mit kreativeren Gestaltungen fortgesetzt …