Lang ist’s her seit dem letzten Blog. Deshalb der etwas gestelzte Titel. Verbindender Nenner ist Spanien: Im allerletzten Beitrag der innerspanische Frühjahrsausflug von Dénia ins von dort nahe unverhofft verschneite bergische Mallorca. Hier, im Folgenden schließen sich aktuelle herbstliche Reiseerlebnisse zwischen Ambach und Dénia an. Das headlinewürdige Stilfser Joch inklusive.
Im halben Jahr dazwischen fehlen die ursprünglich geplanten weiteren Mallorca-Eindrücke mit Schwerpunkt Palma und die anschließende Fanzara-Graffiti Rückreise aus Spanien nach Ambach. Genug weiteren Stoff gab’s danach von Touren um Schwabing, neuen Münchner Schlachthof-Graffitis, von den elegant geformten Drumlins des Voralpenlandes aus der Moränenzeit und heuer errichteten Maibäumen. Eigentlich passende Contents. Vielleicht für später. Unerfreulich Persönliches qualifiziert zum Teil als Ausrede für diese vergangene Bild- und Sprachlosigkeit.
Stattdessen jetzt, kurz & bündig: Es lebe das zeitnahe Erleben! Eine Art (redaktionelles) Carpe Diem, wie dies heutzutage häufig so verdächtig gescheit heißt. Hier also ein paar erinnerungswerte aktuelle Momente der jetzigen Reise nach Spanien.
Mit Zwiebelturm könnte dies auch ein oberbayerisches Postkartenklischee sein
Heuer fällt jedoch auch südlich dieses Olivenäquators die Ernte höchst unbefriedigend aus. Auch bei uns. Seit der schweißtreibenden Wiederherrichtung – mit unserem großartigen Vecino und Amigo Pascual – reichten unsere alten Olivos der Finca immerhin für den anspruchsvollen eigenen Bedarf. Heuer dienen die zwei oder drei tragenden Zweige des kleinen alten Olivos direkt vor unserer Haustür in Dénia wenigstens der Zierde. (Wir hatten ihn vor Baggern gerettet und als einen unserer „städtischen“ Hausbäume hierher verpflanzt.)
Ein paar wenige Reisfelder sind noch nicht abgeerntet
Herbststimmung im Delta
Das begehrte Grundnahrungsmittel auf dem Weg in eine der großen Reisfabriken des Umlands
Ganz ohne Unkrautvertilgung geht’s meist nicht. Von unserem Orangenanbau wissen wir dies nur allzu gut.
Unterwegs ein lustiges Pendant zur obigen französischen Toilette: Im kleinen Straßencafé eines valencianischen Pueblos weist uns die Jefa mit einem Augenzwinkern den Weg zu dieser privat anmutenden Einrichtung
Vor Dénia noch ein Abstecher zum Grafiti-Pueblo Torreblanca (perdón, en español Graffiti con solo una f). Wir suchen und finden neue Objekte. Die älteren Schwarz-Weiß-Bilder beeindrucken uns jedoch wiederum am meisten: Gesichtslose und doch in ihrem jeweiligen Beruf ausdrucksstarke Menschen
Fleißige Bäckersfrauen (mit einer Ausnahme?)
Auch Dénia und seine Region kennen eine sehr wechselhafte Geschichte des Wirtschaftens: Fischfang, Zitrusfrüchte, Weinanbau, Rosinenproduktion, Herstellung und Export von Spielzeug. Heute besteht eine recht sinnvoll erscheinende Mischung und Diversifizierung aus üblichem Handwerk und Handel, Bauwirtschaft, Garten- und Landschaftsgestaltung, Maklertätigkeiten und Tourismus. Hier profiliert sich zunehmend eine diversifizierte bodenständige valencianische Gastronomie. Sie reicht vom 3-Sterne-Lokal von Quique Dacosta bis zu Davids und Teos Chiringuito bei uns am Strand. Differenzierte Zielgruppen sind zu bedienen: Tagesbesucher, länger weilende Strandtouristen, unterschiedlichste Ansprüche von Residenten der Zweitwohnungen und natürlich die einheimischen Vecinos der Stadt.
Ständiger Wechsel und das Probieren „neuer Geschäftsideen“ sind in Dénia an der Tagesordnung. Kaum eine Ankunft ohne irgendeine Neuigkeit: Heute sind an der Esplanade unseres Stadtstrandes Marineta Cassiana nach Las Rotas Probierstände des jetzt jährlichen Gastronomiefestivals aufgebaut. Die Stadt hat es geschafft zu einem bedeutenden Platz valencianischer Essenstradition mit Schwerpunkt Meeresfrüchte und Reis, auch aus dem naheliegenden Marjal de Pego y Oliva, zu werden. (Über die Aussagefähigkeit des Logos D’na und der Plakate könnte oder müsste man sicherlich streiten)
Der bevorzugte und überwiegende Reiskonsum schließt die „Nudel-Paella“, die Fideuà, nicht aus. Nudelart und beigegebene Meeresfrüchte sind unterschiedlich. Neuerdings überwiegen feine Fadennudeln. Die köstliche Fideuà Negra von Chefkoch Bati Bordés erhält ihre Farbe vom Tintenfisch, schmeckt köstlich und ist trotzdem nicht jedermanns Sache.
Diese Beiden halten´s mit der traditionellen Paella Valenciana. Sie haben soeben aus einem der Festivalstände einen Pappteller voll ergattert und suchen, beängstigend akrobatisch über sandigem Untergrund jonglierend, nach ihren elterlichen Mitessern
Ein paar Meter daneben geruhsames Marianeta-Strandleben mit Karibik-Touch für Paella-Abstinenzler
Der vorausgehende Beitrag skizziert unsere Spanienfahrt im April 2022. Ein richtiger Nachzügler also. Ausreden dafür gäb´s genug. Aber wie aktueller werden?
Eine Idee: Die Rückfahrt der in den letzten Folgen dokumentierten Reise nach Spanien, das „Vuelta“ nach Ambach, überspringen und jetzt die zweite noch recht frische Spanienreise im November, dokumentieren. Sozusagen im direkten Vergleich.
Gesagt, getan! Hier diese kürzliche Reise nach Spanien.
Anderntags erfahren wir von diesen kreativen und liebevollen Ausbesserungen schlechter Wege, Straßen und Plätze, häufig durch Fliesen
Die Presqu´île zwischen Saône und Rhône verleiht Lyon ihren Charakter, im Nordwesten liegt malerisch das Vieux LyonDie beiden Flüsse und ihre Brücken erschließen ständig neue AusblickeÜber die Saône mit der Ostseite der Cathédrale Saint-Jean und der Basilique Notre-Dame-de-Fourvière auf dem Hügel im HintergrundMajestätische Häuser jenseits der RhôneDer Westflügel der Kathedrale Saint-Jean im alten Lyon nahe der SaôneDas mächtige Hauptschiff aus gotischer Zeit. (Die beiden seitlichen Kapellen mir ihren Gewölben sind romanisch)Soziales Gesehen-werden-wollen vor alten Mauern, egal ob romanisch oder gotischNeckisches Posing vor dem mächtigen Haupttor …… bestens beschützt von einer ebenso beeindruckenden französischen PolizeieinheitDann treffen wir die kleine wie wunderbare Anne. Sie führt uns stolz und kundig durch ihr Quartier, bis in einzelne Häuser hinein.Wir schlüpfen heimlich mit ihr hinein, sobald ein Bewohner die Tür öffnet.Une femme incroyable.
Eines der grandiosen Treppenhäuser zwischen zwei Gebäuden und Manufakturen aus der Hochzeit der Seidenweberstadt Lyon.
Diese Traboules sind Passagen oder Treppenhäuser, die den Durchgang von einer Straße zur anderen ermöglichen, auch durch Innenhöfe und über verschiedene Ebenen. Traboules verkürzten die Transportwege zwischen den einzelnen Seidenmanufakturen und von dort zu den Händlern. Auch vermied man den Kontakt des wertvollen Materials mit dem Regen und dem Unrat der damals noch nicht gepflasterten Straßen.
Dann die eigenständige und sorgfältig behütete Lyoner Graffiti-KulturNatürlich nicht ohne KüchenmotiveLes Bouchons lyonnais und deren kulinarischer Anspruch nach eigenständiger Gastronomie waren sicherlich ein ideales Umfeld für Köche wie Paul Bocuse.
Sie entstanden aus den Lokalen der „mères lyonnaises“, den ersten Köchinnen im 18. Jahrhundert. Sie hatten keine Kochausbildung und standen, bevor sie kleine Gasthäuser betrieben, im Dienst der Bourgeoisie. Ihre Positionierung: Einfache Küche mit vereinfachten Rezepten der anspruchsvollen Bourgeoisie.
Eine Spezialität ist das „tablier de boucher“, panierte Kutteln. HDM genießt in Frankreich (wie in Spanien) die diversen regionalen Zubereitungsarten dieser Innereien. In der schwäbischen Küche hat dieses Arme-Leute-Essen immer eine Rolle gespielt.
Neben diesen einfachen aber lukullischen Gerichten fasziniert die Herkunft der Namen: Tablier de boucher heißt wörtlich Fleischerschürze! Dafür dass sich les bouchons lyonnais aus der Redewendung mettre un bouchon à qn. (jmdm. das Maul stopfen) ableiten hat HDM bislang keinen Nachweis gefunden.
Aber Hauptsache ist es schmeckt. Le Mur des Canuts im 4. Arrondissement Croix-Rousse ist, begonnen 1987, wohl das berühmteste Mauerkunstwerk Frankreichs. Es stellt typische Szenen des Lebens und der Seidenproduktion dieses Viertels im 19. Jh. dar.
„Réalisé par la Cité de la Création en 1987, ce mur peint qui s’étend sur une façade aveugle de 1200 m² est le plus grand d’Europe. Actualisé une première fois en 1997, il tient régulièrement compte des transformations du quartier. Les habitants représentés sur cette façade sont également vieillis. Ainsi un jeune homme qui portait son vélo a été représenté jeune papa en 1997, avec sa petite fille. Rénovée et actualisée en 2013, elle montre un quartier vivant, entre histoire et modernité.
Ce mur peint évolutif représente le quartier de la Croix-Rousse, quartier des „Canuts“, ouvriers travaillant la soie au 19ème siècle. On y retrouve les immeubles typiques du quartiers avec leurs hautes fenêtres et leurs plafonds de 4m de haut destinés à accueillir les métiers à tisser. Plusieurs clins d’oeils à la culture lyonnaise sont également présents, comme un petit théâtre de Guignol ou les velo’v, les vélos lyonnais en libre-service.“ Quelle: france.fr Auch wir wollen dazu gehörenGrandiose Sicht auf die Baustile Lyons … „avec du bonheur jusqu´au Mont Blanc“ sagt AnneDie optische Spannung zwischen alten Kaminen und modernen Bauten entschädigt für den heute fehlenden Mont Blanc-BlickUnsere Gebirgs-App liefert wenigstens den Mont Blanc-BeweisDann noch rein ins Treiben der Stadt: chacun à son goûtVive la differenceImmer für ein Schwätzchen gut (faire un brin de causette)Was für ein tolles PärchenNach zwei Übernachtungen gehts weiter und wir erhaschen noch einige der für uns weniger wichtigen touristischen Attraktionen. Hier das Musée des Confluences mit anthropologischen InhaltenDann immer der Rhône entlang, wenn auch nicht immer so wunderbar nah. Die Straßenführung ist, will man Autobahnen vermeiden, im Umfeld der großen Stadt nicht immer ganz einfach.Schließlich vorbei an verblühtem LavendelMittelalter pur und bestens erhalten: Besuch in Viviers an der Rhône. HDM entdeckt ein ganz besonderes Kruzifix für seine Sammlung.Beeindruckende CanyonsDie Ardèche-Schlucht …… und der spektakuläre DurchbruchUnterwegs geruhsam TierischesNach Südwesten versuchen wir unseren französischen Lieblingsberg, den Mont Ventoux, zu ortenWie zum Dank zeigt er sich noch bevor es dunkel wird. In seiner aus dieser Perspektive langgestrickten Form erkennen wir ihn zuerst kaum, die Kegelform ist uns vertrauter.In Narbonne bleiben wir wieder mal über Nacht. Die alte Römerstraße ist einfacher zu finden als unser vertrautes Hotel. Nur wenige finden es, obwohl zentral gelegen und mit toller Parkmöglichkeit. Narbonne ist ein ehemaliger Mittelmeerhafen und gehört mit seinen knapp 60.000 Einwohnern zum Département Aude in der Region Okzitanien. Historisch gehörte es zur Provinz Languedoc. Die Stadt hat Anschluss an den Canal du Midi und besitzt einen etwa vier Kilometer langen Küstenstreifen, heute Narbonne Plage.
Narbonne war die erste römische Kolonie außerhalb Italiens. Durch Narbonne führte die Via Domitia, die erste Römerstraße in Gallien. Sie verband Italien mit den spanischen Kolonien.Das erhaltene Stück Weges vor dem Rathaus soll recht authentisch sein …Die Cathédrale Saint-Just-et-Saint-Pasteur de Narbonne entdecken wir diesmal von allen möglichen Seiten bei NachtAllein im majestätischen Innenraum mit einem der höchsten Chöre FrankreichsDas Rathaus in nächtlichem ScheinAnderntags ersteigen wir uns eines der großen Beispiele romanischer Vergangenheit: Prieuré de SerraboneDie vielfältigen Ausdrücke der Skulpturen und dargestellten Gesichter allein wären ein Studium wertRomanik pur, vermutlich nicht nur für uns LaienSpäte Ankunft bei Hund und Katz im pyrenäischen Kunststädtchen Céret (siehe España Ida y vuelta III)Außer den Pyrenäen ist auch das Meer schon nah. (Die gastronomische Anrichtung der Pulpos ist allerdings nicht mehr ganz ursprünglich. Zugegebenermaßen leidet darunter der Anspruch auf Appetite Appeal -siehe Merkmale wirksamer werblicher Umsetzung).
Auf jeden Fall haben wir jetzt eine treffliche Grundlage für den morgigen, bei der letzten Reise aufgeschobenen Besuch des Musée d´Art Moderne von Céret.
Fortsetzung folgt
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