Unser alternativer Jakobsweg nach Spanien (VII)

Unser alternativer Jakobsweg nach Spanien (VII)

Camino-Stationen Collioure vs Cadaqués

Natürlich plagatieren wir hier nicht die unzähligen wie unnützen Vergleichstests wie sie z. B. im Fernsehen laufen. Das liefe auch einem der wichtigsten Grundsätze des Marketings, dem Postulat der Einzigartigkeit (uniqeness) zuwider. Uns reizen vielmehr ein paar persönlich relevante Wahrnehmungen in zwei vergleichbaren Orten des nordwestlichen Mittelmeers mit authentischem Kunstbezug (Fauvismus vs Surrealismus). Welches „Künstlerdorf“ gefällt uns besser? Besucher inklusive.

Beide, das heute französische Collioure wie das spanische Cadaqués, sind ehemalige Fischerdörfer mit heute je knapp 3000 Einwohnern. Die Buchten- und Hafenlage hat sie ein Jahrtausend lang interessant gemacht. Im 19. Jahrhundert sorgen Fischfang und Weinanbau für Wohlstand.

In Cadaqués kommen dann nach der die Weinstöcke zerstörenden Reblaus anfangs des 20. Jahrhunderts die ersten Touristen in den unbestreitbar malerischen Ort. Sie kompensieren den reduzierten Weinanbau. Und, Salvador Dalí pflegt dort sein Wurzeln.

In Collioure hingegen erkennen Henri Matisse und André Derain das wunderbare Licht des Ortes, begründen den Fauvismus, zu dem auch Georges Braque gehört, und ziehen kunstbeflissene Touristen an.

Für uns ist über die Expressionisten des Blauen Reiters und Franz Marc (Kochel am See, Sindelsdorf, Murnau, München) der Weg zum französischen Fauvismus nahe.

Diese Beiden sitzen in Collioure beschaulich, gelassen und nachdenklich am Weg. Säßen sie in Cadaqués wäre dies wohl nur zur frühen Morgenstunde und etwas abseits in Portlligat oder sogar in aller Herrgottsfrühe im Dalí-Museum in Figueres. Denn in Cadaqués selbst geht´s umtriebig, laut und durchaus spanisch zu. Mit der passenden Clientel – der Tagestourismus diktiert den Rhythmus des weißen Dorfes. Es ist für jedermann Inbegriff eines mediterranen Ferien- Pueblos. Wenn Dalí nicht wäre könnte es auch in Griechenland liegen … disculpen los Catalanes. Mit dem Auszug der Besucher zieht gottseidank wieder mediterrane Gelassenheit ein.

Gelassen geben sich die Spatzen von Collioure.
Cadaqués hingegen erfreut sich einer beträchtlichen Katzenpopulation  ..
.

Ein (subjektiver) Punkt für Collioure. Bei unserer Ankunft gegen Abend
finden wir auf Anhieb eine höchst angenehme Bleibe

Abendlicher Ankommblick aus unserem Zimmerfenster
Kunst auf Schritt und Tritt: Henri Matisse in unserem Hotel auf Fliesen nachempfunden
André Derain
Georges Braque stilvoll ergänzt durch HDMs Schlafanzug-Design
Begehrtes Motiv der Maler und Fotografen: Die Wehrkirche Notre-Dames-des-Anges – sie wird von Vauban errichtet, dem Festungsspezialisten des Sonnenkönigs Ludwig XIV
Das Château Royal, die ebenfalls von Vauban erbaute Königsburg
Das Kapellchen in der Mitten … zwischen Kreuz und lebensfreudigem Posieren
Eines meiner liebsten Kruzifixe
Collioure inspiriert offenbar zu künstlerischem Posing und Ablichten
Naturgemälde unterwegs auf dem felsigen Weg vom Hotel zum Dorf

Unbestreitbar genussfähige Kunst …
… in beschaulicher geruhsamer Umgebung
In Collioure spürt man selbst bei profanen Leitungen einen  farblichem Anspruch
Zum Vergleich: Typische E-Leitungen in unserem spanischen Camino-Zielort Dénia. Erfreulicherweise leidet die valencianische Keramik nur unwesentlich – vielleicht entsteht sogar ein neues handwerklich-künstlerisches Ensemble?

Zum Abschluss: Fauvismus auf Balkonien und am Strand?
Farbliche Merkmale zutreffend …

Fauvismus am Strand von Collioure? Für ernsthaft Interessierte empfehlen wir den folgenden Link: https://www.zimmermann-heitmann.de/blog/kunst/fauvismus-vs-expressionismus-zwei-namen-ein-konzept

Bald nach Collioure, auf dem Weg nach Spanien und Cadaqués, könnte das alte Zollhaus eigentlich zum modernen Graffiti-Objekt zwischen Fauvismus und Surrealismus entwickelt werden?

Jetzt unterwegs in Katalonien
mit durchaus unpolitischen Aus- und Einblicken

Vor Cadaqués dann hektische jedoch friedlich
ihre Forderungen grafisch gest
altende katalanische Independentistas

Schon vor Cadaqués spüren wir eine mediterran austauschbare Hektik, zumal heute Samstag ist. Spontan konzentrieren wir uns auf die beeindruckend umrahmten Olivenhaine und das plakative Stadtbild von dort aus. Wir verzichten diesmal auf einen Aufenthalt und greifen auf alte Erinnerungen und Fotos zurück. So vermeiden wir ein enttäuschendes Lloret-de-Mar-Feeling.

Idyllische Motive des weißen Pueblos Cadaqués
erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit

Dalís Portlligat in geruhsamer und landschaftlich bezaubernder Umgebung

In der nächsten und vorletzten Folge 8 sind wir im Ebrodelta zu Gast.
Im Erdkundeunterricht vor geraumer Zeit faszinieren die vier großen Flüsse Guadalquivir, Tajo (port. Tejo), Guadiana und eben der Ebro – damals legendär und in respektabler Ferne.
Heute suchen wir regelmäßig ihre Nähe, zuweilen bis zum Ursprung wo auch immer auf der Halbinsel. Wir begreifen die Peninsula bei jeder Fahrt mehr als eigenständigen kleinen Subkontinent.
Danke für Ihr Interesse.

Schreibe einen Kommentar