Schnee auf dem Puig Major

Die etwas andere Image-Insel

Die zweite versuchte Anlandung in Palma klappt. Allerdings meldet rtve den kältesten Morgen des Winters. Die Woche vorher haben über sechs Meter hohe Inselwellen unsere immer wieder hinaus geschobene Fährfahrt verhindert.

Eigentlich könnte alles sehr einfach sein. Wir kämen sogar zu Fuß auf die Insel. Drei Minuten runter zum Meer, unserem Stadtstrand entlang, am Club Nautico und Fischerhafen vorbei, das alte Fischerviertel linker Hand, dann auf die Mole zum Hafen der Balearia – hier legen die Fähren zur Baleareninsel ab. Auch dort ein eher kurzer Weg: Das wegen der späten Inselankunft ausnahmsweise schon gebuchte Hotel liegt an Palmas Passeig Maritim Nummer 11.

Früher war’s zur Fähre noch näher. Aber wir nehmen ja ohnehin den Offroader mit, für die touristisch weniger ausgetretenen Inselpfade.

Und, statt hoher Wellen im Mittelmeer soll‘s jetzt Schnee geben. Als dies Antonio, Ehemann von Doris und aufgewachsen in der nahen Carrer Sandunga 51 ein paar Tage zuvor vermutet, lachen wir ungläubig. Spanier übertreiben manchmal, haben aber auch Recht.

Zugegeben: Schnee in der Serra Tramuntana halte ich bislang für so unwahrscheinlich wie in jüngeren Jahren Hemingway’s Schnee auf dem Kilimandscharo. Der gleichnamige Film von Henry King wühlt den jungen HDM damals ziemlich auf. Vor 70 Jahren kommt er in deutsche Kinos.

Jetzt ist auch der nahe mallorquinische Puig Major auf der Sonneninsel weiße Wirklichkeit. Die Schneekappe des hohen fernen Zentralafrikaners hingegen schmilzt leider dahin.

Eigentlich passt der Schnee ja in unsere Planung. Schließlich ist das etwas andere normale Anti-Image-Mallorca unser Ziel.

Der jetzt weiß gepuderte Puig Major
Die Guardia Civil vor dem Schneeberg haben wir allerdings nicht auf der Rechnung. Tagsdrauf erfahren wir dass in Gipfelnähe schon am frühen Morgen 52 Unfälle für Chaos sorgen.
Rührend bauen die Mallorquiner während des beträchtlichen Staus den Schneemann ihres Lebens
Das weiße Wunder soll wohl – hoffnungsfroh in Einzelteile zerlegt – den heimischen Palmengarten zieren oder die Gott sei Dank zuhause gebliebenen Abuelos erfreuen
Auf der engen gesperrten Straße sind die Wendemöglichkeiten höchst beschränkt. Wir stehen mittendrin, erleben Inselchaos pur.

Die Insulaner nehmen alles recht gelassen. ¡Qué hermosa salida de domingo! Schließlich sind in 20 Jahren 328.000 Automobile dazu gekommen. In 2022 werden erheblich mehr Fahrzeuge zugelassen als in den bevölkerungsgleichen Ländern Asturien, Extremadura und Aragón zusammen. Und die bieten ungleich viel mehr Auslauf.
Zusätzlich sorgt die in diesen Tagen in dieser gebirgigen Inselregion stattfindende XXXII. Challenge Ciclista Mallorca für ständige Sperrungen. Spanisch resolut und konsequent (wenn schon, dann schon – si es así entonces si).

HDM mag normalerweise konsequente und zielgerichtete Handlungen. So lassen wir uns auch dieses Event nicht entgehen. Schließlich ist auch BORA hansgrohe aus Raubling mit dabei.

(Zum thematischen Umfeld zielgerichteten Handelns im Marketing siehe z. B. https://www.hdm-marketing.de/marketing-uebersicht/20-hdm-beliefs-des-guten-managers/ )
Die mallorquinische Wildziege (Capra aegagrus) stört sich an dem ganzen Treiben um Coches und Ciclistas herum reichlich wenig. Ihre Neugier lässt HDM auf ein Weibchen schließen.

Später recherchiere ich, dass die Ausgestaltung der Hörner männlich ist. Die Enden des femininen Geweihs sind erwartungsgemäß friedlich nach unten gerichtet.
Noch ein Bock. Wie wenn sich die Machos in den Vordergrund drängen wollten. Schon vor Christus hat man die Spezies auf die Insel gebracht, Zeit genug für Anpassung an die Trauminsel der Deutschen und produktive Hembras.

Trotz Bejagung hat die Population zugenommen, wie die Wildschweine bei uns im Land Valencia und anderenorts, z. B. in der Hauptstadt deutscher Inselfans.
Eines schönen Abends überraschen wir eine kleine Herde auf dem Parkplatz unserer späteren Klosterbleibe. Dass drei dieser Tiere in SUV-Nähe männlich sind, ist wohl reiner Zufall.
Heute fahren wir von Palma gen Osten, vorbei am Oberbayern und ähnlichen Etablissements des Gott sei Dank winterlich ausgestorbenen Arenalstrands
Bis zur Semana Santa Anfang April wird auch hier alles bereit sein. Keine Angst, im Straßenbau sind die Spanier echte Champeones.
Dazu ein kurzer Schlenker aufs Festland:

Auf dieser langen geraden Straße zum Pueblo unserer Finca, Pego, haben wir noch nie einen Stau erlebt. Jetzt wird dorthin in wenigen Monaten eine Art Autobahn mit Radwegen, Trottoirs und einem weiteren großen Kreisel betoniert und asphaltiert.

Von den französischen Nachbarn abgeguckt, werden an den Seiten und in der Mitte der beiden Fahrbahnen hohe Randsteine verlegt. Rettungsfahrzeuge können dann weder wenden noch überholen. Und wollen wir Anlieger, von der „falschen“ Seite kommend, in einen der landwirtschaftlichen Wege abbiegen, fahren wir jetzt mehrere Kilometer mehr.


Das alles für wen wohl und auf wessen Kosten? Vermutlich werden hier EU-Gelder kameralistisch betreut. ¿Quienes son estos locos? Vermute ich weiß es.
‎⁨Zurück auf die Insel. Unser Ziel ist heute Manacor. Eine ganz normale mallorquinische Stadt, sagt uns einer von dort in Palma. Auf dem Weg machen wir Zwischenstops an einigen berühmten Platjas des Südens westlich und östlich von Colònia de Sant Jordi. Im Bild die Salines des Salobrar.
In Zeiten extremer, derzeit aber populistisch infrage gestellter Globalisierung begeistert uns, wie hier Baustoffe direkt neben dran gewonnen wurden. Heutzutage sind Begrenzungsmauern, ob am Meer oder in den Bergen, aus schnödem Beton mit bemerkenswert mieser Ökobilanz. Vermutlich wäre ein Abbau aus heutiger Sicht wieder sinnvoll.
Einfache Ansiedlungen sind häufig noch aus regionalen Naturmaterialien
‎⁨Auch die mehr oder weniger einladenden 👹Treppen und die Kirchen dazu, wie die von Felanitx⁩
Zwischen dunklen aber aufhellenden Regenwolken besteigen wir das einsam bei Felanitx gelegene Heiligtum Sant Salvador
Erste Mandelblüten stimmen hoffnungsfroh. Entscheidend ist, dass die Knospen in diesen kalten Nächten nicht erfrieren. Ein Schädling und vermutlich auch das Klima haben schon genug Mandelbäume gefährdet und zerstört.

Zahlreiche Exemplare des Prunus dulcis (span. almendro, kat. ametler) der Insel, aber auch auf dem Festland, sind mit ihren hundert Jahren ziemlich alt. Die Ernten der Cooperativas sind in zehn Jahren, auch durch schrumpfende Anbauflächen, auf ein Drittel bis zu einem Viertel zurückgegangen (4.500 Tonnen in 2020, Quelle: amp.mallorcamagazin.com und mallorcazeitung.es). Offenbar sind durch Kreuzungen auch nicht professionell gezüchtete und deshalb anfällige Sorten entstanden.

Als dann 2016 das Feuerbakterium Xylella fastidiosa geortet wird kommt Panik auf. Das Bakterium hat in Italien unzählige Olivenbäume befallen und greift auch Mandelbäume an.

Manche Landwirte haben auf Algarrobas (Johannisbrot), Olivos und Weinreben umgestellt. Neue aufwändig anzulegende Mandelplantagen mit Sorten aus Baumschulen des Festlands sollen jedoch – natürlich mit EU-Unterstützung – überwiegen.


Sie wachsen niedriger, höchstens zweieinhalb Meter. Die Baumabstände sind geringer und regelmäßiger. Schafherden passen dazu, aus mehreren Gründen, nicht mehr so recht. Mit nur drei Jahrzehnten Ertragsaussichten wird das Bild des knorrigen Almendro Vergangenheit. Die Mandelblüte verschiebt sich von Februar auf März. Dann sind an warmen Tagen mehr Bienen und Bestäuber*innen unterwegs. Así es la vida.
Sterbendes Mallorca-Klischee mit Schafen bei Bunyola?
Abends, in Manacor, werden wir wieder mal tierisch lieb erwartet. Eine Bleibe tut jetzt Not. Wir haben ein kleines Hotel gefunden und stehen im Halteverbot der engen Carrer direkt davor. Aber niemand rührt sich dort.

Es heißt My Rooms Manacor. Wie aber an ein Zimmer kommen? Befragte Vecinos vermuten über’s Internet.

Hier spielt sich dann folgender Dialog ab:

> Quire reservation por esta noche!
Estamos ante tu hotel. Que hacer???
Von meinem iPhone gesendet

> Ya le enviamos el mensaje de acceso. Si no desea esperar la proxima vez le recomiemdo reservar antes. Un saludo y muchas gracias

Tatsächlich finden wir einen Code und gelangen über eine Schlüsselbox in die kalte Habitacion no. 9

Dort maile ich dann:
> Numero 9: La Califacion no functiona, es muy frio!

Darauf schreibt My Rooms Manacor, was wir natürlich nicht wissen konnten … :
> Tiene que poner en modo „calor“.

Frage erstaunt und digital zurück:
> Calor es el signo de sol?

Danach noch ein Foto der Fernbedienung, die ich seit einer Viertel Stunde in Händen halte und dann … Schweigen.

Wie in solchen Fällen üblich: HDM prüft nun selbst, sich mal wieder an sein Maschinenbau-Studium erinnernd, höchst systematisch sämtliche sinnvollen Einstellungen. Das AC-Gerät öffnet schließlich zumindest eine Klappe, leider nur der Gaudi halber.

Jetzt ist, ebenfalls wie üblich, d‘ Frau dran. Langsam geht was, poco a poco. Über die Erklärung dafür kann HDM nur spekulieren, lässt es aber. Die Hauptsache, es wird jetzt warm. Luja, sog i

Leise denke ich noch vor mich hin: Nie wurde der schöne und würdige Begriff SERVICE, z. B. in Hotels, so malträtiert wie in unseren Tagen.
Am nächsten Morgen – aus eigener Intuition wohlgewärmt: Das Empfangskomitee am Eingang des Ayuntamiento (mit Serviceblick, denke ich)
Mittendrin und menschennah eingezwängt die Parroquia de Nostra Senyora dels Dolors de Manacor⁩
‎⁨Eine stolze Kreuzbasilika
‎Das ebenso eigenständige Kruzifix
In diesem prächtigen Bankgebäude der kleinen mallorquinischen Stadt ist heutzutage eine Banco Santander Filiale untergebracht … vielleicht hat Manacor´s großer Sohn Tenista Rafael Nadal sein Konto hier
Knorrige Jahrhunderte von jungen Alpenveilchen umgeben. In Nachkriegszeiten waren sie die bevorzugte Topfpflanze meiner Mutter. Auch die Spanier mögen und pflegen diese sympathische Spezies in allen Farben.
Öffentliche Ruhebänke werden häufig lustig gestaltet statt „nur“ gespendet
Dann ein Ereignis in Erinnerung an die Zeit als HDM noch Architekt werden will
Aus einer ehemaligen Bäckerei wird eine Café-Bar. Hier die Wand des ehemaligen Backofens.

Wir sind hungrig und Einheimische empfehlen das Can Lliro mit einem Augenzwinkern.
Die gut isolierende Backofenwand wird hier trefflich genutzt
Jetzt Bar anstelle von Brot
Das Can Lliro ist ein Beispiel der Architektur-Bewegung Habiter sans démolir (Wohnen ohne zerstören)
Nicht nur heute, wenn im Copa del Rey Real gegen Barça spielt, ist das Lokal beliebt
Den Dueño freut‘s
Das Essen ist zünftig und schmeckt – HDM probiert eine seiner lebenslangen Leibspeisen, auch hierzulande früher ein Armeleute-Essen (por los pobres) – mallorquinische Callos
El dueño kassiert, el jefe y hijo zapft und Barça gewinnt. Sowas mag man hier.
Anderntags fahren wir von Manacor aus weiter Richtung Nordost. Vorbei an einer der auf der Insel nicht ungewöhnlichen Betätigungen, nicht zufällig nahe⁩ Cala Millor.

Die Früchte der Olivos stören heuer sicherlich nicht – die letzte Ernte fiel, auch bei unseren valencianischen Bäumen, sehr schlecht aus.
Die menschenleere Cala Millor, in dieser ruhigen Zeit ein zweifellos schöner breiter langer Strand. Die Hauptsaison möchte sich HDM ungern vorstellen.
Wir wagen ein Strand-Selfie
Touristische Traumstrände hin, Traumstrände her. Selbst nahe Cementeris sind weit weg und sagen viel über die Menschen des Landes aus.
Es wird dunkel und wir suchen wieder mal eine Bleibe. Da kommt ein Kloster gerade recht.
In solider Umgebung beziehen wir ganz oben die letzte Zelle rechts

Demnächst:

Ums Kloster rum und dann zurück nach Palma

Mi gran amigo Pascual

Aus der Sicht der restlichen Welt sind wir irgendwo in Spanien, Comunidad Valencia, hinter der Costa Blanca, zwischen Orangen, Oliven und Algarrobas, denn sie mögen Pferde.

In unseren folgenden Bildern und Zeilen über diesen Mikrokosmos wird’s persönlich. Die Protagonisten sind einverstanden … vale, si tu quieres. Der geneigte Leser möge entscheiden ob er uns hier folgt. Unser Ziel, ein kleiner aber bedeutender und echter Einblick und Ausschnitt aus dem Leben auf dem Land. Mich reizt dies mehr als die Sonne Spaniens.

In diesem August, morgens zwischen sieben und acht, ist er im Kreis seiner Familie zufrieden eingeschlafen. Wir haben uns ein paar Tage zuvor noch umarmt – hasta la proxima semana, versuchen wir dabei guter Dinge zu sein.

Aber er lebt. So empfinden wir es.

Pascual ist unser Nachbar und Freund. Ein valencianischer, besser pegolinischer Campesino wie er im Buche steht, verwurzelt mit seinem angestammten beträchtlichen Stück Land hier in Pego. Als wir ihn kennen lernten, als die Mercadonas noch kleiner waren, verkauft er seine Köstlichkeiten – Orangen, Mandarinen, Gemüse – in der Markthalle des nahen Ondara.

Früher als seine Frau noch lebte, eine veritable Kräuterkennerin (herborista), auch in Dénia und Orba. Später sind eher Spitzenrestaurants seine Kunden, wie das des Pegolinos Pepe, El Pegoli, in Dénias traditionellem Nobelviertel Las Rotas. Und, er kümmert sich jetzt um seine und unsere Früchte, zieht Gemüse für Familie und Freunde. Irgendwann im Jahr rechnen wir dann seine wertvolle Arbeit für uns auf einem Zettel ab.

Unsere Finca liegt vom Pueblo Pego aus noch ein paar hundert Meter weiter und höher als seine, am Ende des Weges vor dem unwegsamen Berg, auf dem wir noch nie waren, mit der uns damals unabdingbar wichtigen Sicht aufs Meer. Pascual ist die letzte Adresse auf dem Weg zu uns.

Unser Land gehörte früher zum Grundbesitz seiner Familie. Als wir es von Zwischenbesitzern übernehmen, bitten wir ihn so zu tun als gehöre es wieder zu ihm. Dabei ist es bis heute geblieben. Jetzt tritt Sohn Pascual nahtlos in seine ihm und uns vertrauten Spuren. Eso es la vida beruhigen wir uns gegenseitig.

Jetzt gab es ihm zu Ehren eine kleine Fiesta. In seiner Casita de Campo, der letzten Adresse auf dem Weg zu uns, der dann endet. Und er, mi gran amigo Pascual, er war immer dabei und unter uns.

Tratando de encontrar una buena traducción para nuestros amigos españoles, Hans

Desde el punto de vista del resto del mundo estamos en algún lugar de España, Comunidad Valencia, detrás de la Costa Blanca, entre naranjas, aceitunas y algarrobas, porque les gustan los caballos.

En nuestras siguientes imágenes y líneas sobre este microcosmos, se vuelve personal. Los protagonistas coinciden … vale, si tu quieres. El lector inclinado puede decidir si nos sigue. Nuestro objetivo: una pequeña pero significativa y real visión y extracto de la vida aquí en el campo. Esto me atrae más que el sol de España.

Este agosto, entre las siete y las ocho de la mañana, se durmió contento en medio de su familia. Nos abrazamos unos días antes, hasta la próxima semana, tratemos de estar de buen humor.

Pero está vivo. Así es como nos sentimos.

Pascual es nuestro vecino y amigo. Un valenciano, mejor campesino pegolín tal como aparece en el libro, arraigado en su tierra ancestral aquí en Pego. Cuando lo conocimos, cuando las Mercadonas eran aún más pequeñas, vende sus deliciosos productos – naranjas, mandarinas, verduras – en el mercado de la cercana Ondara.

Anteriormente cuando aún vivía su mujer Ángela, auténtica herborista, también en Dénia y Orba. Más tarde, sus clientes suelen ser los mejores restaurantes, como el de Pegolinos Pepe, El Pegoli, en el tradicional y elegante barrio de Las Rotas de Dénia. Y ahora se ocupa de sus frutas y de las nuestras, saca verduras para la familia y los amigos. En algún momento del año asentaremos su valioso trabajo para nosotros en un papelito.

Nuestra finca está unos cientos de metros más lejos y más alta que la suya del pueblo Pego, al final del camino frente a la montaña infranqueable, en la que nunca hemos estado, con la vista del mar, que antes era indispensable para nosotros. Pascual es la última dirección en el camino hacia nosotros.

Nuestra tierra solía ser parte de la propiedad de su familia. Cuando lo tomamos de los propietarios intermedios, le pedimos que finja que es suyo. Ha permanecido así hasta el día de hoy. Ahora el hijo Pascual sigue sus pasos familiares. Eso es la vida vamos a calmarnos.

Ahora había una pequeña fiesta en su honor. En su casita de campo, la última dirección de camino a nosotros, que luego termina. Y él, mi gran amigo Pascual, siempre estuvo con nosotros y entre nosotros.

Die lange Tafel liegt da, wo sonst zuweilen die Pferdekutsche steht

Links Pascuals Nietas Ruth und Rosa, die Hijas von Reme und Fernando (in Spanien auf dem Land selten: Rosa spricht fließend Englisch und studiert in Valencia Recht; Reme hat sie dafür lange Jahre ins English College nach Dénia gefahren)
Das vorausgehende „kalte Buffet“ aus Tapas gibt´s in der Außenküche

Jeder bringt was Ess- oder Trinkbares mit, meist aus eigener Herstellung
Wir bringen rote Rosen und roten Wein – er und wir mochten beides

Schwiegertochter Mari freut sich und bringt sein Bild
Vecina Xelo backte eine köstliche Tarta de calabaza y chocolate, getreu nach Pascuals Hausrezept seit Generationen – Ehemann Salvador (el marido) ist nicht nur demonstrativ begeistert, jede Schnitte ist eine Sünde vom Kuchenblech

Salvadors Vorfahren betrieben den Steinbruch des Dorfes (la cantera) in der Nähe, er selbst war Pegos Schuldirektor – jetzt genießt er das Leben als Gärtner eines vielfältigen Biotops ums Haus, brutzelt Paellas und ist verdienter Jubilado.

In seiner Paella fehlt zuweilen das Salz. Insgeheim vermuten wir, dass die restlichen Zutaten (außer Reis, Wasser und eben dem Salz) von Ehefrau Xelo aufwändig vorbereitet werden … perdon, querido Salvador.

Aus seinem Steinbruch hinter dem Haus stammen die wuchtigen Mauern der Kirche – wurde vielleicht aufgrund der nahen Verfügbarkeit des stabilen Sandsteins auf jegliche Kirchenfenster verzichtet, überlege ich.

Todo casera, alles hausgemacht hier – diese Köstlichkeit ist ausnahmsweise vom Kuchenbäcker (pastelero/a)
Selbst ist der Mann: Pascual hijo bereitet während des Tapasschmauses das Hauptgericht Arroz Meloso Pulpo, natürlich mit bestem Arroz Bombón aus Pego
Der Bombón stammt vom nahen Naturpark Marjal Pego-Oliva. Er gilt als eine der besten Reismarken für Paella in ganz Spanien.

Links im Hintergrund Dénias Hausberg Montgó, rechts die Sierra Segaria auf unserem Weg nach Pego.
Arroz Bombón aus dem Parc Natural de la Marjal de Pego-Oliva
Der stolze Campesino, Koch und Pferdehalter un poco teatral, ganz wie der Vater

Brutzelnder Reis lässt Zeit für die lebenswichtige wie lebhafte valencianische Kommunikation (hablarse)
Pascual padre ist dabei
Das köstliche Brutzelergebnis:
Arroz Meloso de Pulpo (mit anderen leckeren Mariscos geheimnisvoll angereichert)
Ständig wechselnde Szenen zwischendurch:
Automarkenfan Vicent mit Mama Adelaida
Die Jóvenes begeistern sich für das unermüdlich weiter gereichte Fotoalbum aus den vergangenen Zeiten der großen Familie – mehr Interesse an so etwas als bei uns, denke ich
Vicent demonstriert die bis heute auf dem Land übliche Trinktechnik – in Coronazeiten durchaus sinnvoll
Eine tolle Familie
Die drei Pascuals

Los Jóvenes – wenn auch etwas abseits, immer voll dabei
Pascuals Nietas Ruth und Angela
Der mittlere Pascual auf den Spuren seines Vaters: Wir schwelgen in zwanzig Jahren gemeinsamer Erinnerung und stoßen auf ihn an
Recordamos: Gemeinsame Baumarbeit – der gestrenge Lehrmeister erinnert mich an meinen ersten Meister in der Lehrwerkstatt für Metallverarbeitung der Balinger Waagenfabrik Bizerba
Pferdenarren sind sie allzumal
Paella zubereiten hat er von seiner viel zu früh gestorbenen Frau gelernt und vermutlich deshalb immer so liebevoll zelebriert
Am 23. Juli 2021 in unserem Lieblingsrestaurant Rafel – ein Thema ist natürlich der plötzliche Tod unseres gemeinsamen Freundes José Ramon (63), mit ihm zusammen haben wir unsere Finca-Casita mit allem Drum und Dran ausgebaut … ein toller Kerl!
Am 4. August sind wir zu Gast im Haus La Cantera
Ein paar Tage vor dem Tag im August zwischen sieben und acht verabreden wir uns noch auf ein Glas Tinto hasta la proxima semana
Jetzt seine letzte Fahrt durchs Pueblo
Wir folgen ihm, noch höchst betroffen

Wollten uns doch diese Woche treffen und ein Glas Tinto genießen
Sein lebenslanger Freund Jesús aus Oliva hält Wache
Bei der Fiesta ist Jesús ein Mittelpunkt. Hier wird er von Pascuals Kindern Pascual júnior, Reme und Adelaida (im Hintergrund zwischen beiden) herzlich verabschiedet, mit dabei sind die Vecinos Francisco y Mari Carmen
Sie geben uns die ersten Clementinas der Saison mit
Als Jesús (88) in sein Auto steigt verspricht er mir tranquilo zu fahren

Die kleine Fiesta hat seine Augen immer wieder strahlen lassen … wenn auch nur zwischendurch
Zurück in Dénia – zwei Hübsche grüßen schon am Carport in der Abendsonne, bevor sie sich für die Nacht verschließen

Eine Anekdote muss ich noch los werden. Pascual empfahl mir bei einem unserer ersten Gespräche, ich müsse schnell Spanisch lernen, wenn ich hier in Pego etwas sein und mitreden wolle. Er unterstützt seine Empfehlung, verschmitzt lächelnd, mit dem Messer, das er häufig bei sich führte.

Blitzartig kommt mir Pepe vom El Pegoli in Dénia in den Sinn. Ihn hatte ich schon früher kennen gelernt. „Ein typischer Pegolino“ stellt ihn damals der Spanienkenner Siegfried Borho vor.

Anschauungsunterricht dafür was das ist folgt auf den Fuß: Damals kursiert das Gerücht, die Regierung wolle alle Grund- und Hausbesitzer innerhalb eines 50-Meter-Streifens parallel zum Meer enteignen. Pepes Vater baute das Pegoli auf einen Fels direkt am Wasser.

Pegolino Pepes spontaner Kommentar kein vamos a ver. Anstatt: „Keiner von denen wird es je wagen mein Haus zu betreten. Tut er es, werde ich ihn erschießen, das Gewehr liegt bereit.“ Wir haben nicht den Hauch eines Zweifels.

Später wird mir poco a poco aus dem spanischen Fernsehen, meinem Sprachlernmittel mit Untertiteln (subtitulos), beinahe täglich die Bedeutung einer anderen Waffe bewusst: Der arma blanca, offenbar ein bloßes nacktes Messer, hilfreich bei Familienfehden und anderen Verstößen. Dass Pepe und Pascual enge Schulfreunde mit vermutlich ähnlichen Rechtsauffassungen waren erfahre ich später.

Irgendwie gehören wir jetzt doch ein bisschen zur großen kämpferischen Spezies der Pegolinos …

Als ich schließlich einigermaßen Spanisch verstehe und palavre, redet Pascual meist Valenciano. Verstehe nur die Hälfte. Das macht aber nichts. Zu- und Hineinhören genügte. Auch weiß ich, dass er eigentlich immer recht hat. Si Señor sage ich nur, erst recht auf seinem angestammten Land.

Als wir Pascual dieses letzte Mal in seinem Casita im Pueblo besuchen sage ich ihm, dass ich in meinem Leben viele Leute kennen lernen durfte: Er gehöre zu denen die ich immer erinnere. Gut dass ich ihm das gestehe. Ein wehmütiges Leuchten geht über sein Gesicht und wir spüren unsere gegenseitige Wertschätzung, trotz so unterschiedlicher Lebenswege.

Vermutlich hat dies alles auch mit den so zerredeten Superthemen unserer Zeit wie Igualdad, Diversidad & Co zu tun. Dabei ist es so einfach wenn´s drauf ankommt.

Der geneigte Leser bis hierher verzeihe diese vereinfachende Erkenntnis.

Un saludo, HDM

Bunt belebt die Welt

Graffitis beleben unsere Umgebung und inspirieren. Aber nicht nur die. Wir ziehen den Kreis farbenfroher Gestaltung um die Graffitis herum grenzenlos weit. Spanien und Valencia inspirieren dazu. Vielfalt gedeiht hier besonders gut. Genauer hinschauen lohnt.

Graffiti steht als Sammelbegriff für thematisch und gestalterisch unterschiedliche sichtbare Elemente, zum Beispiel Bilder, Schriftzüge oder Zeichen, die mit verschiedenen Techniken auf Oberflächen oder durch deren Veränderung im privaten und öffentlichen Raum erstellt wurden. Die Graffiti werden zumeist unter Pseudonym und illegal gefertigt.“ Quelle: Wikipedia

Weiten wir unseren visuellen Horizont!

Auf unser Auge kommt’s an

Hier sind (hoffentlich nicht allzu konfus geordnete) Beispiele jeglicher Gestaltungs-Couleur im Freien um uns herum

Eine vermutlich wirksame Absperrung des kleinen öffentlichen Spielplatzes …

Höchst eindrucksvoll, aber für manches Kleinkind vielleicht zu heftig
Wie wär´s damit
Was ganz anderes bitte?
Die körperlichen Graffitis der valencianischen Fallas begeistern alle und ziehen nicht nur Einheimische an – hier eine der Fallas-Gruppen in Pego

Die bunten Skulpturen führen zwar ein nur kurzes aber dafür umso intensiveres Dasein bis zum nahen Feuertod
Lebensnahe Wohn- oder Sammler-Ensembles wie dieses am Rand der kleinen spanischen Stadt begreifen wir als eine Art kreativ unordentlich geordnete Müllgestaltung (la basura)

Zugegeben, man kann dieses private Arrangement auch als Verschandelung der Umwelt sehen

Zumindest ist es ein Zeichen unserer Zeit
Valencianisches Balkonien
Wie lange wird es diese sympathischen und durch die Farbe Rot und deftige Schlagzeilen dennoch schreienden stummen Verkäufer noch geben?

Die Contents dieser Pseudo-Infos sind ohnehin meist so vergänglich wie Graffitis und Fallas

Beständiger ist hoffentlich diese fotografische Gestaltung authentischer Werbung für Zuckerrohrsaft und produzierendem Händlerpaar an einer Dorfecke irgendwo auf Kuba

Hinter diesem Graffiti in La Habana versteckt sich die parteinahe Friseurinnung

Auch die unmissverständliche Aufforderung zum kurzen Haarschnitt schließt Kreativität offenbar nicht aus
Grafiti o publicidad?
Tischgestaltung eines Restaurants mit vermutbarer Klientel
Süßes einfach mit dem bloßen Produkt schoko-nussig gestaltetes Schaufenster mit hohem Appetite Appeal (bretonische Spezialität)
quo vadis

Der Frage nach dem Wohin beschäftigt in unserer Zeit viele, auch hier in Spanien
Verwertende Gestaltung von Produktionsmitteln der bunten Kunst
Gastronomie in der Münchner Türkenstraße …
… und im Münchner Werksviertel
Stolzes bäuerliches und angemessen appetitliches Ordens-Graffiti: Die Milch macht´s
Hier macht’s die eigenständige Kombination der Gestaltungselemente: Frohe Ostern in Bayern
Variante mit Tiger vorm Haus fürs ganze Jahr
Impressionistisch sanft und genießend anmutendes Gedenken im Nordfriedhof der großen Stadt
Wartender Ruheplatz mit gestalteter Sitzordnung im Ländlichen
Professionelle Indoorart outdoor am Starnberger See – aus der Summe der Bilder des Malers Javid Mamasani und seiner Kollegen entsteht ein neues Bild im Freien
Aus Metall gestaltete Museums-Akrobatik gegenüber in Bernried (brennt nicht, rostet nur)
Das Jahrzehnt des Fahrrads: Kunst, Zeiterscheinung oder
… nur liebevolle Gestaltung?

Bunte Zweipferdestärken
Eine authentische Cockpit-Gestaltung differenziert die strömungsbedingte Uniformität unserer Autowelt
Joven española en la plaza del pueblo
An einem heißen August-Sonntag im Gespräch mit Freunden

Quelle: https://www.fotocommunity.de/photo/joven-espaola-en-la-plaza-del-pueblo-hdmaier/45541784

Schweres Gerät mit Graffiti und kubanischem Charme
Die Gestaltung technischer Teile ist dimensionsunabhängig und kennt keine Grenzen
Auch auf lebendige Bäume anwendbar
An der Vorort-Schule in La Xara: Gestrickt, gehäkelt und geflochten
Spanische Briefkästen gestalten sich hier selbst (el buzón)
… und werden gestaltet: Die neue Verteiltechnologie, moderne Alternative zur digitalen Post, wird jetzt State of the art
Postkunst in Alemania
Ohne Postanschrift
Heimeligere Welt an einer Rathauswand im Süden Frankreichs (wo ist wohl das vierte Menschlein?)
Beliebter Michael-Jackson-Altar, nicht nur für nahe Hotelgäste
Deutsche Zwergen-Gedächtnisstätte mit Aufsicht – nicht am Bayerischen Hof
Nicht aus der Zwergenfabelwelt
Andalusische Traumwelt
Reale Arbeitswelt

Graffiti im Olivenhain

Augen auf für Graffiti & Co

Jeder ist sein eigener Nick Knatterton einer bunten Grafitti & Co-Welt

Divertirse y disfrutarlo!

Valencianische Graffiti-Skulpturen

Die Fallas – Bunte Kreativität mit kurzer Verfallszeit

Die Fallas sind ein bedeutendes valencianisches Frühlingsfest. Vor allem in den küstennahen Orten der Comunidad werden sie traditionell jedes Jahr zum Josefstag im März gefeiert (dia Sant Josep, 19 de marzo). Nach der Absage letztes Jahr wurden sie heuer in diesen Septembertagen in zahlreichen Pueblos begeistert nachgeholt, wenn auch coronabedingt eingeschränkt.

Hauptattraktion sind die teils haushohen Skulpturen aus Pappmaché und anderen brennbaren Materialien. Sie werden am letzten Tag feierlich angezündet (la cremà). Manche prämierten Werke retten sich ins Museum. Obligatorisch sind ohrenbetäubende Feuerwerke (la mascletà) die den blauen Himmel verdunkeln.

Früher waren die Figuren eher aus Holz gezimmert. Eine Hypothese zur Entstehung des spektakulären Brauches nimmt an, dass holzverarbeitende Berufe nach dem Winter auf kreative (und werbende?) Art und Weise ihre Werkstätten aufräumten.

Eine Parallele zu Bayern: In Berchtesgaden waren es interessanterweise ebenfalls Zimmerleute, die am Josefstag ein geweihtes Baumwollbrot verschenkten. Und mancherorts erhielten Josefs am 19. März (anstelle gestalterischer Fallas wie akustischer Genüsse …) Freifahrten, freien Eintritt oder Freigetränke.

Laut Augsburger Allgemeine aus dem Jahr 2018 bekommen Josefs, Josefas und Josefinen auf Kloster Andechs noch heute eine Maß geschenkt und am Wendelstein können Bepperl kostenlos Bergbahn fahren. Ob’s wohl noch stimmt? Immerhin hat auf Andechs der Pächter gewechselt. Quelle: www.brauchtumsseiten.de

Gestalterische Körperlichkeit aus Gips und Pappmaché
(aus Dénia vor vielen Jahren)
A bisserl was geht immer:

Hier in Pego, wie auch in der Hochburg Valencia und anderen Pueblos, fanden die Fallas 2020 soeben als Sommerfest statt.
Die Falleras, authentische Pegolinas, sind die Hauptpersonen der Fallas.

An der Spitze stehen die Fallera Major und die Fallera Major Infantil, für den Nachwuchs von entscheidender Bedeutung.
Auch die Kleinen bekommen ihr angemessenes Kunstwerk
Manch einer posiert stolz vor den großartigen Gestalten
Die Entwicklung femininer Unterwäsche aufgrund des Klimawandels …
Am Sonntag, nachts um 12, ist dann alles vorbei, auch mit den Unterkleidern
Zurück zu unserem Thema der malerischen Gestaltung von Mauern und Wänden in der Öffentlichkeit.

Hier, in Pego, ist offenbar eine Bruderschaft (hermanidad) des anderen großen Jahresereignisses Moros y Cristianos zuhause.

Die Hausbemalung erinnert an den Osmanischen Krieg. Tripolis, im heutigen Libyen, geriet 1509 unter spanische Herrschaft. Nachdem Kaiser Karl V. die Stadt 1530 den Johannitern als Lehen überlassen hatte, wurde sie 1551 von den Türken erobert.

Nicht weit von Pego, etwas mehr im Landesinnern – in Alcoy, wird im Rahmen der Moros y Cristianos eine Türken-Schlacht jährlich höchst spektakulär nachgestellt.
Im Alltag werden auf Pegos Straßen, wie auch in anderen Orten, häufig brisante Gender-Themen gestalterisch umgesetzt. Die Dörfer und Städte konkurrieren geradezu miteinander.

Wenn Kunst und Malerei tatsächlich was bewirkt …
Öffentlich getragen auch eine Art von Graffiti?

Das nahe kleine Pueblo Adsubia setzt lieber, sich vom größeren Bruder Pego differenzierend, auf hausgemachte Theateraufführungen und volkstümliche Konzerte.

Am 5. September ist sogar der große Pep Gimeno „Botifarra“ aus Xativa (auf dem Weg nach Valencia) mit dem einfühlsamen Gitarristen aus Dénia zu Gast.

Botifarra ist eigentlich eine katalanische Wurstspezialität, was als Key Word vermutlich die bodenständige Positionierung des Sängers und Texters unterstreicht.
Unterschiedliche persönliche Gestaltungsphilosophien?

Wir lieben die leichte Art wie sowas abläuft. Einfach wunderbar. Das „große Event“ setzt sich aus lauter einzelnen kleinen Treffen von Nachbarn (vecinos) und Fans zu einem gemeinsamen Ganzen zusammen.

Jeder oder jede Gruppe unterhält sich auf seine und ihre Art vor sich hin (tu vois qu´est-ce que je veu dire?). Ich kann auch anschauliche Fotos machen, keiner schaut kritisch drein.

Ich bitte den regional orientierten spanischen Star um ein Foto, zusammen mit einer von ihm begeisterten Vecina namens Xelo …
Nachts spät zuhause entdecken wir einen für uns nicht minder spektakulären Gast.

Eine winzige weiße Schönheit kriecht aus dem regionalen Bio-Gemüse und ich setze sie behutsam auf die kolumbianische Rose von unserer tollen Blumenfrau in der Markthalle.

Auch ganz schön malerisch, oder?

Vielleicht bis nächstes Mal!

Sonntägliche Impressionen vom valencianischen Hinterland

An einem heißen August-Sonntagmorgen sind wir in der Comarca Marina Alta unterwegs. Sie ist ein Landkreis unserer Provincia Alicante, diese wiederum gehört zum Land Comunidad Valencia. Unser heutiges Ziel ist eigentlich nur ein schönes landestypisches Sonntagsessen im Lieblingslokal Rafel des Orangen-Pueblos Pego.

Heute jedoch nehmen wir eine andere Strecke als üblich.

Zuvor, wie beinahe täglich, schwimmen wir eine Stunde aufs Meer hinaus, inklusive zurück natürlich. Außer ein paar schwankenden Bojen bin ich der Einzige heute. Wellen und Himmel schrecken ab.

Der dunkle Himmel, erfahren wir später, gehört zu heftigen Gewittern im Norden von Valencia.
La Iglesia de Jesús Pobre
Aber zu anderen – ideellen – Herausforderungen:

An den Treppen hinauf zum Ayuntamiento (Rathaus) studieren wir mühsam, wenn auch genüsslich, valencianisch dramatisierende Ge- und Verbote. Eigentlich umgeben sie uns in dieser Zeit Tag für Tag.

Hier haben wir sie nun auch weiß auf pink-violett.
Spaniens Rathäuser und deren Alcaldes wie Alcaldessas (Bürgermeister männl. wie weibl. Art) haben in Spanien eine gewichtige Bedeutung. Sie kümmern sich mit ihrer meist nicht geringen Zahl von Beamten und Mitarbeitern um vieles und alles.

Ihre Arbeitsweise und Produktivität ist bei kritischen Teilen der Bevölkerung durchaus umstritten, mein kluger Frisör Paco Moncho gehört dazu. Manches Anliegen bleibt jahrelang einfach liegen. Der Papierkram ufert aus.

Einfacher sind da zeitgemäß-populäre (populistische) Bekenntnisse wie diese auf den beiden Treppen zum kommunalen Heiligtum.

Losgelöst davon aber nimmt das Dorfleben wie gewohnt seinen Lauf, bis zum nächsten realen Gender-Igualdad-Diversidad-Konflikt. Dann trifft man sich wieder mal zur Schweigeminute auf der Rathaustreppe.

Konstruktive selbstkritische Ursachenforschung unterbleibt.
Die gestalterischen Signale zum einschlägigen Themenbereich verdichten sich. Dörfer werden zu Demonstrationsorten.
Ein paar Schritte weiter, hinter einer Windschutzscheibe, das bei vorgeschriebener Behandlungsanleitung nachhaltig bleibende private Lebensmotto „NIE wirst du es bekommen“ … was auch immer
Hier hingegen scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Perros sind in und kitten.
Dieser niederländische Tourist, Ehemann der fotografierenden und offenbar schon wissenden Dame im Vordergrund, studiert noch die Herausforderungen des Diversidad-Verständnisses von Jesús Pobre
Genderthemen sind im Pueblo mit dem anspruchsvollen Namen höchst virulent. Sie sind hier offenbar differenzierender Inhalt der Dorf-Positionierung.
USP mit klarer Zielgruppe?
Der Graffiti-Künstler Tardor Roselló aus La Xara (unser nächster Besuchsort) hat in 7 Tagen dieses 28 Meter lange und 6 Meter hohe Werk geschaffen. Er hält „Feminismus für den Schlüssel“ (das valencianische und katalanische la clau bedeutet Schlüssel).
Derweil bereiten (männliche) Jovenes des Pueblo die nächste Diversidad-Fiesta vor
Derweil bereiten (männliche) Jovenes wohl die nächste Fiesta für Gender oder Diversidad vor.

Im heimischen Münsing (Oberbayern) wäre es der rührige Burschenverein – oder?
Edel verchromte stumme Müllschlucker warten derweil einladend, sauber und geduldig auf Kundschaft. Auch hier ist jeder willkommen.

Voraussetzung, er oder sie beherrscht die Mülltrennung perfekt und wirft seine oder ihre Wertgegenstände nicht einfach ungeordnet daneben. (Ein durchaus übliches Verhalten das jedoch noch nicht typologisch statistisch erfasst ist.)
Wir erfreuen uns auch an vertrauten Gestaltungen
… und fahren, mit etwas höherer Horse-Power, aber ähnlich gemächlich weiter.
Machen für zwei Café Cortado Station im nächsten Pueblo La Xara
Auch das Menü del Dia klingt nicht schlecht. La proxima vez.
Die üblichen Zuckertütchen zum Café nutzen wir ausschließlich zur Erweiterung unseres Sprachschatzes, hier in Spanisch, d. h. dem länderübergreifenden Castellano.

Leider gewinnen, nachdem wir die Umgangssprache so einigermaßen gelernt haben, in den letzten Jahren die regionalen Sprachen immer mehr an Boden. In Katalonien soll Catalan offiziell die erste Sprache werden.

„Der Hahn der nicht kräht hat etwas im Hals“ ist ein seltener (vermutlich weil nicht ganz leicht verständlicher) spanischer Refrán zum Thema Furcht (el temor):
Wenn jemand in einem Gespräch auffällig schweigt, hat er vor etwas in seinem Inneren Angst.

Si quieres buena fama, no te dé el sol en la cama
„Wenn du Ruhm ernten willst, lass die Sonne nicht in dein Bett“ oder „que si quieres que los demás te respetan, hay que trabajar y no ser perezoso“, also sei nicht faul.

Dazu fällt mir aus der Schule noch „the early bird catches the worm“ ein.

Wie sich Sprichwörter über Grenzen hinweg doch gleichen.
In La Xara treffen wir im Schulhof prompt auf die spanische Sprachen-Herausforderung
Daneben wird sogar Cervantes´ Don Quijote von der Mancha infrage gestellt?
(„An einem Ort in La Mancha, dessen Name ich nicht liebe“)
Hoffentlich ein Missverständnis unsererseits
Im Gegensatz, die übergreifende Popularität von Fuß- und Handball steht hierzulande außer Frage (von Real und Barça abgesehen).

Auch wir erinnern uns an ältere Sportler-Zeiten.
Ein nicht ganz artgerecht gehaltener Pastor Aleman (Deutscher Schäferhund) zieht bellend die Aufmerksamkeit auf sich
Nicht weit davon vermuten wir die Wirkungsstätte des Graffiti-Pintors Tardor.
Nachbarn können uns auch nicht weiterhelfen.
Werbung für unseren Landkreis Marina Alta im Hinterhof
Ein weiteres höchst gelungenes Graffiti. Schade, keiner kennt’s.
Der Energieversorger gegenüber verkauft sich auf seiner Plakatwand weniger kreativ
Unser nächster Ort lockt: Sanet i Negrals (oder Sanet y Negrals)
Hier spielen Graffiti-Motive sogar auf Sturzhelmen eine Rolle, zumindest bei den jungen selbstbewussten Spanierinnen
Fürwahr nicht unattraktiv, auf der Plaza del Pueblo im Austausch mit Freunden (siehe Foto oben)
Veritable Grafittis gibt’s natürlich auch, am kleinen Sportplatz.
Der Grafitero (mit einem f) heißt Larouch.
Und ein riesiges, an diesem heißen Tag kaum besuchtes Schwimmbad mit Rundblick
Weiter zum lockenden ländlichen Esstempel in Pego.

Noch ein Schnappschuss unterwegs: Eine ausgefallene Verkehrsorientierung.

Wir kommen trotzdem an.
Raffa, der rührige Juniorchef des Restaurante Rafel nutzt ein kürzlich von HDM geschossenes Foto für seine Para Llevar Werbung.

Er ist ein gelernter sehr guter Koch, aber gleichzeitig, rein intuitiv, ein toller Werbe- und Marketingmensch. Bei Köchen eine durchaus seltene Begabung.
Vor dem Genuss gibt’s den obligatorischen Temperaturcheck mit Masken bis zum Tisch
Gründervater und Sohn

(Eine kürzlich stattfindende Demo mit einer im Sommer beliebten Sandía-Melone.
Sie wird zu besonderen Anlässen vor den Gästen fachkundig zerlegt und serviert.)
Salat ist häufig der 1. Gang eines Menüs
Als vorausgehende Tapas bringt uns Raffa köstlich panierte Calamares a la Romana
… und valencianisch-mediteran gewürzte Albóndigas (Fleischbällchen)
Den unterwegs ausgewählten Arroz Meloso con Pulpo i Alcachofas gibt es derzeit nicht (die Artischocken sind noch nicht reif und geschmackvoll genug).

Wir entscheiden uns großzügig für die Bogavante-Version (ein typisches „uptrading“), zubereitet vom Seniorchef und Maguie, Raffas langjährige Chica, besser gesagt Lebensgefährtin.
HDMs Lieblings-Postre Tarta de Queso im Glas kann man bildlich schwer darstellen.

Man müsste einen Schnitt durch das Glas machen:
Arándanos (Blaubeeren), die geheime sahnig-leichte Quark-Creme und ein bröseliger Unterbau (dreistufig im Vergleich zu unserem zweistufigen „industriellen“ locker-leichten Obstgarten – siehe Fallstudie)
Hinreichend gelabt wieder raus in die Hitze:
Vor dem Restaurante eine in dieser Jahreszeit seltene Jacarandá-Blüte
… und die Schatten suchende Katzenschönheit des Hauses
Unterwegs, wieder zurück in Dénia:
Diese Fassade ist für eine Werbebeurteilung geeignet!

Um welches Angebot geht es hier?

Ich habe den Text etwas retuschiert. Die Bilder (Key Visual, Visual Devices – evtl. Suchfunktion bemühen) müssten eigentlich für sich sprechen, oder?

Melden Sie sich, wenn Sie’s nicht erraten.
Zurück zuhause: Es wird schon langsam dunkel.

Der erhoffte Regen blieb wieder mal aus. 150 km nördlich allerdings flossen bei stürmischen Gewittern mehr als 100 Liter auf einen Quadratmeter und richteten beträchtliche Schäden an.
Es ist Montag und immer noch heiß.

Die Arbeit ruft.
Mit unserem Gärtner Jaime haben wir auf dem angrenzenden Grundstück viel zu tun.

Während unser langen Corona-Abwesenheit haben sich die Sträucher der verbreitungsfreudigen Spezies Lantana (Wandelröschen, ein Eisenkrautgewächs) beunruhigend ausgedehnt. Sind sie dürr, besteht Feuergefahr.

Irgendwie wollte ich diese eins zwei Tage in einem heißen August loswerden. Am Telefon mit Ambacher Freunden erfahren wir soeben, dass dort die Temperaturen erheblich bescheidener sind.

Freut euch doch über schöne kühle Nächte mit natürlichem Air Conditioning vom See!