Der tiefe Schnee lässt See, Ufer und Bewohner ruhen. Raum und Zeit für ein paar fotografische Eindrücke.
Die Schranke der Bayerischen Seenschifffahrtsgesellschaft mit Sitz am fernen Königssee ist heute erst recht nutzlos
Ungewohnt: Nicht die Ausflüglersleut‘ aus Minga versperren heut’ mit ihren voluminösen Gefährten die RettungswegeManche ohnehin regelmäßig abwesende Ambacher sowieso nichtDer harte Kern ist da und belebt mit uns einsam die SeeuferstrasseAuf den wenigen Ruhebänken gibt´s reichlich Platz Auch auf der Liegewiese direkt am WasserEin Dutzend Jahre lang trafen sie sich auf dem Baumriesen gegenüber. Seit zwei Jahren ist er oder sie allein.Frühmorgens immer präsent, heute aber verdutzt, unser Eichhörnchen. Musste das Futterhäuschen für unsere Spatzen, Blau- und Kohlmeisen höher hängen um nicht gefräßig geplündert zu werden.Diese beiden Lebenskünstler hinterm Haus haben die letzte Dezimierung der stark wachsenden kanadastämmigen Population überlebtDer Erfinder der Biene Maja ist durch das schmucke Waldemar-Bonsels-Tor immer präsent. Das Grün setzt sich sichtbar stolz gegen das aufdringliche Weiss dieser Tage durch. Selbst das sonst eher farblose Gelb der kleinen Ambacher Kirche bringt jetzt leuchtend Farbe in die schwarz-weisse StimmungWie doch Gelb neben Weiss optisch inspirieren kann, denken wirAuch die von Grund auf soeben neu renovierte Villa am Abzweig zum Buchscharner Seewirt trägt stolz ihr altes GelbAm nächsten Tag hellt´s auf, es ist Advent. Nur das alte Kruzifix am Weg über dem See will nicht so recht strahlenDie kleine Luigenkamer Kapelle nebendran aber macht’s wett. Seinen Erbauer, den Ruhdorfer Schorsch, freut´s.Gleich daneben zum See hin ist unser Zuhause im Schnee versunkenWir wollen heute noch zum Christkindlmarkt auf die westliche Seiteseite nach Bernried. Bei Sankt Heinrich ist’s kurz vor halb fünf und schon wird’s dunkel.Sogar Nebel steigen aufIm Klosterhof dann keine Spur von Christkindlmarkt, auch keine der rührigen Bernrieder Missions-Benediktinerinnen weit und breit. Wir genießen lautlos die Stille, auch in der innen neu renovierten Kirche.Zum Trost gönnen wir uns beim nahen Steidlwirt in Bauerbach was Deftiges: Den bei Kennern begehrten Leberkas, die bescheidene Alternative zur ebenso empfehlenswerten halberden Bauernantn.Morgen ist ein neuer gstader Tag am SeeDiesmal gibt’s, eigentlich ohne den gestern erforderlichen Trost, die Fischsuppe aus Herrn Karls Küche im Buchscharner SeewirtUnd das nächste Christkindl-Event kommt bestimmt. Der rührige Klarinettist der Holzhausener, Rudolf Werner, hat schon eingeladen.
So kann man gstade Tage am See bei Schnee a bisserl genüsslich gestalten
Lang ist’s her seit dem letzten Blog. Deshalb der etwas gestelzte Titel. Verbindender Nenner ist Spanien: Im allerletzten Beitrag der innerspanische Frühjahrsausflug von Dénia ins von dort nahe unverhofft verschneite bergische Mallorca. Hier, im Folgenden schließen sich aktuelle herbstliche Reiseerlebnisse zwischen Ambach und Dénia an. Das headlinewürdige Stilfser Joch inklusive.
Im halben Jahr dazwischen fehlen die ursprünglich geplanten weiteren Mallorca-Eindrücke mit Schwerpunkt Palma und die anschließende Fanzara-Graffiti Rückreise aus Spanien nach Ambach. Fotografischen Stoff gab’s danach von Touren um Schwabing, neuen Münchner Schlachthof-Graffitis, von den elegant geformten Drumlins des Voralpenlandes aus der Moränenzeit und heuer errichteten Maibäumen. (Nicht geeignete Erlebnisse qualifizieren nur als Ausrede für die blogmäßige Abwesenheit)
Kurz & bündig: Es lebe das zeitnahe Erleben! Eine Art (redaktionelles) Carpe Diem, wie dies heutzutage häufig so verdächtig gescheit heißt. Hier also ein paar erinnerungswerte aktuelle Momente der jetzigen Reise nach Spanien.
In Garmisch der etwas wehmütige Blick auf Alpspitze, Zugspitze und die vorgelagerten Waxensteine
Hinter Austria und dem schon italienischen Reschenpass die erste Kaffeepause mit einer kurzen Wanderung zur Etschquelle und ihren felsigen Bunkeranlagen. Es geht zügig voran. Von Zuhause bis zum Stilfser Joch sind’s über den Fernpass und das beschauliche Pitztal nur knappe 250 km, eigentlich ein Tagesausflug denken wir.
Freschissima acqua vergine dell’ Adige
Im Südtiroler Vinschgau spürt man noch nichts von der nahen kurvenreichen Hektik des Stilfser Jochs. Die Handvoll Herbsttouristen und wir stören nicht. Die Ursprünge von Sankt Benedikt in Mals stammen aus der karolingischen Herrschaftszeit Ende des 8. Jh.. Der Turm ist romanisch. Das Juwel hatte seither, zwischen den beiden Hängen, zahlreiche Muren zu überstehen.
Im schlichten Saalbau des Kleinods sind wir allein mit den einzigartigen Fresken. Das macht sie für uns noch wertvoller.
Im zuvor besuchten netten Städtchen Gluns erinnert sich der Fotograf an sein Steckenpferd Kruzifixe …
… und seine Freude an zufälligen für ihn fotogenen Gestaltungskombinationen
Mit Zwiebelturm könnte dies auch ein oberbayerisches Postkartenklischee sein
Das Joch ist nicht mehr fern.An den Nordhängen wird’s winterlich
An Südhängen machen aus dem ländlichen Ambach vertraute betagte Traktoren Mut für den kurvenreichen Aufstieg …
… mit 48 meist extrem spitzen Kehren, ohne jegliche Einsicht auf das was einem so entgegen kommt
Wohlbehalten angelangt – ein kurviger Ausschnitt von oben
Unsere angesteuerte Tibet-Hütte ist in Sichtweite und mit dem Land Cruiser offenbar leicht erreichbar
Kaum angekommen lockt beim Blick aus dem kleinen Hüttenfenster, vor dem hoffentlich zünftigen Hüttenschmaus, ein Abendspaziergang: Der spontane Aufstieg zur legendären Garibaldi-Hütte (2845 m)
Ganz unbeschwerlich ist die kleine Tour dann doch nicht. Ich lass d´Frau vorangehen (Suchbild: War das vielleicht schon der Abstieg?)
Oben die Verbrüderung mit dem legendären wenn auch hier bescheiden metallenen Freiheitskämpfer. Spektakulär sind eher die nahen Schützengräben aus dem ersten Weltkrieg. Hier waren sogar Soldaten der nahen neutralen Schweiz involviert.
Am anderen Morgen sind’s bergab ein paar Kehren weniger. Zumeist kann man sie gut einsehen.
Weiter geht’s Richtung Mailand und Turin.Den Lago di Como erspähen wir jeweils in Sekundenschnelle zwischen den allerdings beeindruckenden kilometerlangen Tunneln. Das Teilziel Frankreich mit Sète lockt.
Zuerst zelebrieren wir traditionsgetreu einen unserer Lieblingspässe, den Col d‘ Izoard(2361 m), südöstlich von Briançon
In Erinnerung an die entgegen kommenden waghalsigen Motorradler in den Haarnadelkurven des Stilfser Jochs reizt uns diese einsame Maschine als alternatives Reisegerät nicht
Jetzt geht´s durch die vergleichsweise liebliche Landschaft des Queyras und dann ins Tal der Durance, der wir dann folgen
Hier wieder mal auf den Spuren des Festungsbauers Vauban (um 1700). Eigentlich suchen wir das in guten Reiseführern so gelobte Village Mont-Dauphin. Die Anlage gehört, mit elf anderen Vauban-Festungen, zum Welterbe.
Gefunden: Die kleine Stadt liegt, vom Tal her nicht erkennbar, gut versteckt hinter den starken Festungsmauern
Im Restaurant unseres heutigen Hotels vor der Festung was Kulinarischesentdeckt : Einen Kalbskopf comme il faut. Auch der große Vauban hätte diese Zubereitung geliebt. Sogar der bodenständige Steirer Manfred bei unserem Münsinger Altwirt hat das frühere Rezept der Altwirtin durch eine zubereitungsleichte Darbietung dieser wertvollen Spezialität ersetzt. Muss ihm unbedingt von Vauban berichten.
LeLac de Serre Ponçon – die Durance durchquert ihn wie die Würm den Starnberger See
Unser nächster Halt ist Sisteron. Es liegt an der Route Napoléon. Von seiner Verbannung auf Elba kommend marschiert Napoléon im März 1815 von seinem mittelmeerischen Landeplatz bei Antibes in einem 7-tägigen Gewaltmarsch über 300 km nach Grenoble. In Sisteron durchbricht die Durance die Montagne de Lure, sozusagen die etwas kleinere Schwester unseres westlich davon liegenden Lieblings, dem Mont Ventoux. Bei Sisteron erhält sie Verstärkung durch den Zufluss der Buëch. Die sogenannte Porte de la Provence gilt als Klimagrenze. Erst südlich von hier gib´s einen ersprießlichen Olivenanbau.
Heuer fällt jedoch auch südlich dieses Olivenäquators die Ernte höchst unbefriedigend aus. Auch bei uns. Seit der schweißtreibenden Wiederherrichtung – mit unserem großartigen Vecino und Amigo Pascual – reichten unsere alten Olivos der Finca immerhin für den anspruchsvollen eigenen Bedarf. Heuer dienen die zwei oder drei tragenden Zweige des kleinen alten Olivos direkt vor unserer Haustür in Dénia wenigstens der Zierde. (Wir hatten ihn vor Baggern gerettet und als einen unserer „städtischen“ Hausbäume hierher verpflanzt.)
Sisterons mächtiger Hausberg ist der Rocher de la Baume
Diese gewachsenen Souvenirs an Napoléon wirken ebenfalls wie Tore („portes“) nach Südfrankreich
Jetzt sind wir durchs Luberon südlich des Lure-Gebirges unterwegs … die weiten Lavendelfelder sind abgeerntet. Natürlich etwas schade.
Insekten laben sich jetzt am Nektar und Duft des Blumenkastenlavendels in den Dörfern
Im ländlichen Luberon endlich mal wieder eine selten gewordene französische Institution
Die begehrten Ockerfarben von Roussillion wirken auch außerhalb der lila-blauen Lavendelblüte
Die provençalische Schönheit Gordes
Wir müssen weiter, der Tag war lang. In Richtung Arles verspüren wir die vertraute Camargue-Landschaft
Dann das Tagesziel Sète mit seinen unzähligen Kanälen. Neben dem Hauptkanal gibt’s jetzt, nach einer längeren Sanierung der Seite zum Mittelmeer hin, noch mehr beschauliche Cafés
Die Kreuzfahrtriesen bleiben Gott sei Dank im Hintergrund und ihre ungemütlichen Passagiere verlaufen sich in der geschäftigen Stadt
Die köstliche (wenn auch nicht so fotogene) Fischsuppe genießen wir in dem am meisten abgelegenen Hafenrestaurant
Die des Herrn Karl vom Buchscharner Seewirt zuhause ist da schon ansehnlicher und natürlich, auf ihre Art, nicht weniger köstlich
Le Plateau – unser traditioneller kulinarischer Höhepunkt in Sète
Auch die Kulisse stimmt
Aber auch nicht zu verachten: Der Blick aus dem heimischen Seewirt während der letzten Fischsuppe am 7. September kurz nach 20 Uhr
Bevor wir die quirlige Stadt am nächsten Morgen verlassen, der letztes Mal aufgeschobene Besuch bei Georges Brassens auf dem hoch oben gelegenen Cimetière le Py (Letztes Mal waren wir bei Paul Valéry auf dem Cimetière marin mit seinem wunderbaren direkten Blick auf den Golfe du Lion)
Le Cimetière marin
Eine französische Institution:Bescheiden und vermutlich deshalb so beliebt und unvergessen. Les copains d´abord heißt sein vermutlich größter Erfolg. Die deutsche Übersetzung mit „Freundschaft“ trifft’s nicht ganz („sur le ventre ils se tapaient fort, les copains d’abord„)
Vor vielen vielen Jahren war das Sträßle zwischen Mittelmeer und dem Bassin de Thau mit seinen Austernzuchten um einiges gemütlicher …
Die geologisch und klimatisch angepassten Pinien ersetzen in diesem Landstrich Napoléons Platanen
Béziers gotische Kathedrale Saint-Nazaire ist uns von außen durch frühere Stadtdurchquerungen vertraut. Die historisch bewegungsreiche Stadt wird durch den Bau des Canal du Midi in der 2. Hälfte des 17. Jh. bedeutender Umschlagplatz für weinhaltige Produkte aus dem regionalen Anbau via Sète nach Bordeaux am Atlantik.
Diesmal besuchen wir die Kathedrale mit der grandiosen Orgel (Ursprung im 17. Jh.) vor der ebenso mächtigen 10-Meter-Rosette am westlichen Ende des mächtigen Kirchenschiffs
Spanien ist nah und lockt zunehmend. Wir entscheiden uns für eine weitere Übernachtung vor Zuhause: im kleinen Pueblo Deltebre inmitten des Ebrodeltas
Eine ländliche Hacienda lockt uns und rechtfertigt den ersten Eindruck
Vor dem abendlichen „cena“ begegnet der mächtige Ebro bei Vollmond dem Mittelmeer
Die etwas andere Art Austern aus dem Ebro zu genießen
Die naturbelassenen regionalen Scheidenmuscheln, normalerweise im Atlantik zuhause, erfüllen unsere Erwartung schon eher
Großartig ist die Fideuà mit Meeresfrüchten des Deltas. Offenbar kann der Ebro nicht nur Reis.
Ein paar wenige Reisfelder sind noch nicht abgeerntet
Vogelbilder sind jetzt selten
Herbststimmung im Delta
Das begehrte Grundnahrungsmittel auf dem Weg in eine der großen Reisfabriken des Umlands
Ganz ohne Unkrautvertilgung geht’s meist nicht. Von unserem Orangenanbau wissen wir dies nur allzu gut.
Unser vertrauter mächtiger Ebro bei Amposta am nächsten Morgen
Dann noch ein morgendlicher Spaziergang zur Burg des nahen Tortosa. Hier sehen wir ihn noch einmal in der Ferne vom Land her zum Delta fließen
Unterwegs ein lustiges Pendant zur obigen französischen Toilette: Im kleinen Straßencafé eines valencianischen Pueblos weist uns die Jefa mit einem Augenzwinkern den Weg zu dieser privat anmutenden Einrichtung
Vor Dénia noch ein Abstecher zum Grafiti-Pueblo Torreblanca (perdón, en español Graffiti con solo una f). Wir suchen und finden neue Objekte. Die älteren Schwarz-Weiß-Bilder beeindrucken uns jedoch wiederum am meisten: Gesichtslose und doch in ihrem jeweiligen Beruf ausdrucksstarke Menschen
Fleißige Bäckersfrauen (mit einer Ausnahme?)
„Management“-Persönlichkeiten waren in den vergangenen zwei Jahrhunderten der recht fortschrittlichen Küstenorte immer schon gefragt. Ständige Anpassungen und neue Wirtschaftsbereiche sind erforderlich: Fischfang, Landwirtschaft, Weinanbau, Produkte daraus, allerlei Gewerbe- und Industriezweige, Keramik, heute oft der Tourismus.
Auch Dénia und seine Region kennen eine sehr wechselhafte Geschichte des Wirtschaftens: Fischfang, Zitrusfrüchte, Weinanbau, Rosinenproduktion, Herstellung und Export von Spielzeug. Heute besteht eine recht sinnvoll erscheinende Mischung und Diversifizierung aus üblichem Handwerk und Handel, Bauwirtschaft, Garten- und Landschaftsgestaltung, Maklertätigkeiten und Tourismus. Hier profiliert sich zunehmend eine diversifizierte bodenständige valencianische Gastronomie. Sie reicht vom 3-Sterne-Lokal von Quique Dacosta bis zu Davids und Teos Chiringuito bei uns am Strand. Differenzierte Zielgruppen sind zu bedienen: Tagesbesucher, länger weilende Strandtouristen, unterschiedlichste Ansprüche von Residenten der Zweitwohnungen und natürlich die einheimischen Vecinos der Stadt.
Ständiger Wechsel und das Probieren „neuer Geschäftsideen“ sind in Dénia an der Tagesordnung. Kaum eine Ankunft ohne irgendeine Neuigkeit: Heute sind an der Esplanade unseres Stadtstrandes Marineta Cassiana nach Las Rotas Probierstände des jetzt jährlichen Gastronomiefestivals aufgebaut. Die Stadt hat es geschafft zu einem bedeutenden Platz valencianischer Essenstradition mit Schwerpunkt Meeresfrüchte und Reis, auch aus dem naheliegenden Marjal de Pego y Oliva, zu werden. (Über die Aussagefähigkeit des Logos D’na und der Plakate könnte oder müsste man sicherlich streiten)
Der bevorzugte und überwiegende Reiskonsum schließt die „Nudel-Paella“, die Fideuà, nicht aus. Nudelart und beigegebene Meeresfrüchte sind unterschiedlich. Neuerdings überwiegen feine Fadennudeln. Die köstliche Fideuà Negra von Chefkoch Bati Bordés erhält ihre Farbe vom Tintenfisch, schmeckt köstlich und ist trotzdem nicht jedermanns Sache.
Hier die Fideuà-Nudeln des Restaurante Rafel in Pego. Die Fischbrühe dringt auch von innen in die gröbere kurze Nudel (Fideo) ein
Diese Beiden halten´s mit der traditionellen Paella Valenciana. Sie haben soeben aus einem der Festivalstände einen Pappteller voll ergattert und suchen, beängstigend akrobatisch über sandigem Untergrund jonglierend, nach ihren elterlichen Mitessern
Ein paar Meter daneben geruhsames Marianeta-Strandleben mit Karibik-Touch für Paella-Abstinenzler
Im spanischen Zuhause mit farbenfroher Begrüßung angekommen … wie wenn der Hibiskus an der Hausecke seine übliche Blütezeit verzögert hätte
Die zweite versuchte Anlandung in Palma klappt. Allerdings meldet rtve den kältesten Morgen des Winters. Die Woche vorher haben über sechs Meter hohe Inselwellen unsere immer wieder hinaus geschobene Fährfahrt verhindert.
Eigentlich könnte alles sehr einfach sein. Wir kämen sogar zu Fuß auf die Insel. Drei Minuten runter zum Meer, unserem Stadtstrand entlang, am Club Nautico und Fischerhafen vorbei, das alte Fischerviertel linker Hand, dann auf die Mole zum Hafen der Balearia – hier legen die Fähren zur Baleareninsel ab. Auch dort ein eher kurzer Weg: Das wegen der späten Inselankunft ausnahmsweise schon gebuchte Hotel liegt an Palmas Passeig Maritim Nummer 11.
Früher war’s zur Fähre noch näher. Aber wir nehmen ja ohnehin den Offroader mit, für die touristisch weniger ausgetretenen Inselpfade.
Und, statt hoher Wellen im Mittelmeer soll‘s jetzt Schnee geben. Als dies Antonio, Ehemann von Doris und aufgewachsen in der nahen Carrer Sandunga 51 ein paar Tage zuvor vermutet, lachen wir ungläubig. Spanier übertreiben manchmal, haben aber auch Recht.
Zugegeben: Schnee in der Serra Tramuntana halte ich bislang für so unwahrscheinlich wie in jüngeren Jahren Hemingway’s Schnee auf dem Kilimandscharo. Der gleichnamige Film von Henry King wühlt den jungen HDM damals ziemlich auf. Vor 70 Jahren kommt er in deutsche Kinos.
Jetzt ist auch der nahe mallorquinische Puig Major auf der Sonneninsel weiße Wirklichkeit. Die Schneekappe des hohen fernen Zentralafrikaners hingegen schmilzt leider dahin.
Eigentlich passt der Schnee ja in unsere Planung. Schließlich ist das etwas andere normale Anti-Image-Mallorca unser Ziel.
Der jetzt weiß gepuderte Puig MajorDie Guardia Civil vor dem Schneeberg haben wir allerdings nicht auf der Rechnung. Tagsdrauf erfahren wir dass in Gipfelnähe schon am frühen Morgen 52 Unfälle für Chaos sorgen.Rührend bauen die Mallorquiner während des beträchtlichen Staus den Schneemann ihres LebensDas weiße Wunder soll wohl – hoffnungsfroh in Einzelteile zerlegt – den heimischen Palmengarten zieren oder die Gott sei Dank zuhause gebliebenen Abuelos erfreuenAuf der engen gesperrten Straße sind die Wendemöglichkeiten höchst beschränkt. Wir stehen mittendrin, erleben Inselchaos pur.
Die Insulaner nehmen alles recht gelassen. ¡Qué hermosa salida de domingo! Schließlich sind in 20 Jahren 328.000 Automobile dazu gekommen. In 2022 werden erheblich mehr Fahrzeuge zugelassen als in den bevölkerungsgleichen Ländern Asturien, Extremadura und Aragón zusammen. Und die bieten ungleich viel mehr Auslauf.Zusätzlich sorgt die in diesen Tagen in dieser gebirgigen Inselregion stattfindende XXXII. Challenge Ciclista Mallorca für ständige Sperrungen.Spanisch resolut und konsequent (wenn schon, dann schon – si es así entonces si).
HDM mag normalerweise konsequente und zielgerichtete Handlungen. So lassen wir uns auch dieses Event nicht entgehen. Schließlich ist auch BORA hansgrohe aus Raubling mit dabei.
(Zum thematischen Umfeld zielgerichteten Handelns im Marketing siehe z. B. https://www.hdm-marketing.de/marketing-uebersicht/20-hdm-beliefs-des-guten-managers/ )Die mallorquinische Wildziege (Capra aegagrus) stört sich an dem ganzen Treiben um Coches und Ciclistas herum reichlich wenig. Ihre Neugier lässt HDM auf ein Weibchen schließen.
Später recherchiere ich, dass die Ausgestaltung der Hörner männlich ist. Die Enden des femininen Geweihs sind erwartungsgemäß friedlich nach unten gerichtet.Noch ein Bock. Wie wenn sich die Machos in den Vordergrund drängen wollten. Schon vor Christus hat man die Spezies auf die Insel gebracht, Zeit genug für Anpassung an die Trauminsel der Deutschen und produktive Hembras.
Trotz Bejagung hat die Population zugenommen, wie die Wildschweine bei uns im Land Valencia und anderenorts, z. B. in der Hauptstadt deutscher Inselfans.Eines schönen Abends überraschen wir eine kleine Herde auf dem Parkplatz unserer späteren Klosterbleibe. Dass drei dieser Tiere in SUV-Nähe männlich sind, ist wohl reiner Zufall.Heute fahren wir von Palma gen Osten, vorbei am Oberbayern und ähnlichen Etablissements des Gott sei Dank winterlich ausgestorbenen ArenalstrandsBis zur Semana Santa Anfang April wird auch hier alles bereit sein. Keine Angst, im Straßenbau sind die Spanier echte Champeones.Dazu ein kurzer Schlenker aufs Festland:
Auf dieser langen geraden Straße zum Pueblo unserer Finca, Pego, haben wir noch nie einen Stau erlebt. Jetzt wird dorthin in wenigen Monaten eine Art Autobahn mit Radwegen, Trottoirs und einem weiteren großen Kreisel betoniert und asphaltiert.
Von den französischen Nachbarn abgeguckt, werden an den Seiten und in der Mitte der beiden Fahrbahnen hohe Randsteine verlegt. Rettungsfahrzeuge können dann weder wenden noch überholen. Und wollen wir Anlieger, von der „falschen“ Seite kommend, in einen der landwirtschaftlichen Wege abbiegen, fahren wir jetzt mehrere Kilometer mehr.
Das alles für wen wohl und auf wessen Kosten? Vermutlich werden hier EU-Gelder kameralistisch betreut. ¿Quienes son estos locos? Vermute ich weiß es.Zurück auf die Insel. Unser Ziel ist heute Manacor. Eine ganz normale mallorquinische Stadt, sagt uns einer von dort in Palma. Auf dem Weg machen wir Zwischenstops an einigen berühmten Platjas des Südens westlich und östlich von Colònia de Sant Jordi. Im Bild die Salines des Salobrar.In Zeiten extremer, derzeit aber populistisch infrage gestellter Globalisierung begeistert uns, wie hier Baustoffe direkt neben dran gewonnen wurden. Heutzutage sind Begrenzungsmauern, ob am Meer oder in den Bergen, aus schnödem Beton mit bemerkenswert mieser Ökobilanz. Vermutlich wäre ein Abbau aus heutiger Sicht wieder sinnvoll.Einfache Ansiedlungen sind häufig noch aus regionalen NaturmaterialienAuch die mehr oder weniger einladenden 👹Treppen und die Kirchen dazu, wie die von FelanitxZwischen dunklen aber aufhellenden Regenwolken besteigen wir das einsam bei Felanitx gelegene Heiligtum Sant Salvador Erste Mandelblüten stimmen hoffnungsfroh. Entscheidend ist, dass die Knospen in diesen kalten Nächten nicht erfrieren. Ein Schädling und vermutlich auch das Klima haben schon genug Mandelbäume gefährdet und zerstört.
Zahlreiche Exemplare des Prunus dulcis (span. almendro, kat. ametler) der Insel, aber auch auf dem Festland, sind mit ihren hundert Jahren ziemlich alt. Die Ernten der Cooperativas sind in zehn Jahren, auch durch schrumpfende Anbauflächen, auf ein Drittel bis zu einem Viertel zurückgegangen (4.500 Tonnen in 2020, Quelle: amp.mallorcamagazin.com und mallorcazeitung.es). Offenbar sind durch Kreuzungen auch nicht professionell gezüchtete und deshalb anfällige Sorten entstanden.
Als dann 2016 das Feuerbakterium Xylella fastidiosa geortet wird kommt Panik auf. Das Bakterium hat in Italien unzählige Olivenbäume befallen und greift auch Mandelbäume an.
Manche Landwirte haben auf Algarrobas (Johannisbrot), Olivos und Weinreben umgestellt. Neue aufwändig anzulegende Mandelplantagen mit Sorten aus Baumschulen des Festlands sollen jedoch – natürlich mit EU-Unterstützung – überwiegen.
Sie wachsen niedriger, höchstens zweieinhalb Meter. Die Baumabstände sind geringer und regelmäßiger. Schafherden passen dazu, aus mehreren Gründen, nicht mehr so recht. Mit nur drei Jahrzehnten Ertragsaussichten wird das Bild des knorrigen Almendro Vergangenheit. Die Mandelblüte verschiebt sich von Februar auf März. Dann sind an warmen Tagen mehr Bienen und Bestäuber*innen unterwegs. Así es la vida.Sterbendes Mallorca-Klischee mit Schafen bei Bunyola?Abends, in Manacor, werden wir wieder mal tierisch lieb erwartet. Eine Bleibe tut jetzt Not. Wir haben ein kleines Hotel gefunden und stehen im Halteverbot der engen Carrer direkt davor. Aber niemand rührt sich dort.
Es heißt My Rooms Manacor. Wie aber an ein Zimmer kommen? Befragte Vecinos vermuten über’s Internet.
Hier spielt sich dann folgender Dialog ab:
> Quire reservation por esta noche! Estamos ante tu hotel. Que hacer??? Von meinem iPhone gesendet
> Ya le enviamos el mensaje de acceso. Si no desea esperar la proxima vez le recomiemdo reservar antes. Un saludo y muchas gracias
Tatsächlich finden wir einen Code und gelangen über eine Schlüsselbox in die kalte Habitacion no. 9
Dort maile ich dann: > Numero 9: La Califacion no functiona, es muy frio!
Darauf schreibt My Rooms Manacor, was wir natürlich nicht wissen konnten … : > Tiene que poner en modo „calor“.
Frage erstaunt und digital zurück: > Calor es el signo de sol?
Danach noch ein Foto der Fernbedienung, die ich seit einer Viertel Stunde in Händen halte und dann … Schweigen.
Wie in solchen Fällen üblich: HDM prüft nun selbst, sich mal wieder an sein Maschinenbau-Studium erinnernd, höchst systematisch sämtliche sinnvollen Einstellungen. Das AC-Gerät öffnet schließlich zumindest eine Klappe, leider nur der Gaudi halber.
Jetzt ist, ebenfalls wie üblich, d‘ Frau dran. Langsam geht was, poco a poco. Über die Erklärung dafür kann HDM nur spekulieren, lässt es aber. Die Hauptsache, es wird jetzt warm. Luja, sog i
Leise denke ich noch vor mich hin: Nie wurde der schöne und würdige Begriff SERVICE, z. B. in Hotels, so malträtiert wie in unseren Tagen.Am nächsten Morgen – aus eigener Intuition wohlgewärmt: Das Empfangskomitee am Eingang des Ayuntamiento (mit Serviceblick, denke ich)Mittendrin und menschennah eingezwängt die Parroquia de Nostra Senyora dels Dolors de ManacorEine stolze KreuzbasilikaDas ebenso eigenständige KruzifixIn diesem prächtigen Bankgebäude der kleinen mallorquinischen Stadt ist heutzutage eine Banco Santander Filiale untergebracht … vielleicht hat Manacor´s großer Sohn Tenista Rafael Nadal sein Konto hierKnorrige Jahrhunderte von jungen Alpenveilchen umgeben. In Nachkriegszeiten waren sie die bevorzugte Topfpflanze meiner Mutter. Auch die Spanier mögen und pflegen diese sympathische Spezies in allen Farben.Öffentliche Ruhebänke werden häufig lustig gestaltet statt „nur“ gespendetDann ein Ereignis in Erinnerung an die Zeit als HDM noch Architekt werden willAus einer ehemaligen Bäckerei wird eine Café-Bar. Hier die Wand des ehemaligen Backofens.
Wir sind hungrig und Einheimische empfehlen das Can Lliro mit einem Augenzwinkern.Die gut isolierende Backofenwand wird hier trefflich genutztJetzt Bar anstelle von BrotDas Can Lliro ist ein Beispiel der Architektur-Bewegung Habiter sans démolir (Wohnen ohne zerstören)Nicht nur heute, wenn im Copa del Rey Real gegen Barça spielt, ist das Lokal beliebtDen Dueño freut‘sDas Essen ist zünftig und schmeckt – HDM probiert eine seiner lebenslangen Leibspeisen, auch hierzulande früher ein Armeleute-Essen (por los pobres) – mallorquinische CallosEl dueño kassiert, el jefe y hijo zapft und Barça gewinnt. Sowas mag man hier.Anderntags fahren wir von Manacor aus weiter Richtung Nordost. Vorbei an einer der auf der Insel nicht ungewöhnlichen Betätigungen, nicht zufällig nahe Cala Millor.
Die Früchte der Olivos stören heuer sicherlich nicht – die letzte Ernte fiel, auch bei unseren valencianischen Bäumen, sehr schlecht aus.Die menschenleere Cala Millor, in dieser ruhigen Zeit ein zweifellos schöner breiter langer Strand. Die Hauptsaison möchte sich HDM ungern vorstellen.Wir wagen ein Strand-SelfieTouristische Traumstrände hin, Traumstrände her. Selbst nahe Cementeris sind weit weg und sagen viel über die Menschen des Landes aus.Es wird dunkel und wir suchen wieder mal eine Bleibe. Da kommt ein Kloster gerade recht.In solider Umgebung beziehen wir ganz oben die letzte Zelle rechts
Lyon war ausgemachtes Zwischenziel unserer diesmaligen Spanienreise. Zwei Tage später holen wir dann den Besuch des Musée d’Art Moderne de Céret nach. Jetzt entscheiden wir uns noch für Tarragona. Es erweist sich, das gestresste Barcelona links liegen lassend, als lohnende katalanische Zwischenstation ins Land Valencia.
Natürlich warten bis Tarragona weitere Stationen auf uns: Auf der spanischen Seite des Col d´Ares besuchen wir wiederholt die Pfarrkirche Santa Cecílla de Mollò. Einer Märtyrerin und römischen Jungfrau geweiht, ist sie heute nationales Denkmal romanischer Architektur der katalanischen Pyrenäen (Ende 12. Jh.).
Die pure Besichtigung eines solchen Denkmals ist das eine. Die Gedanken drum herum das andere. Allein sein an solchen abgelegenen Orten bald tausendjähriger Geschichte ist immer ein kleines Erlebnis für sich.
Wer alles stieg wohl und wie mühsam und warum diese granitenen Stufen empor?Man fühlt sich a bisserl als Teil dieser Geschichte.
Die Kirche wird zwei Mal zerstört: 1428 durch ein Erdbeben, 1939 brennt sie während des Rückzugs der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg aus. Dann dient sie als Stall und wird, wieder aufgebaut, Nationaldenkmal.Ein würdiger Schritt.
Allein in ungestörter schlichter Romanik ohne Schnörkel
Im Kirchengarten dann diese transparente, recht neuzeitliche Innovation: Das Windrad signalisiert katalanischen Erfindergeist. Vermutlich ist es als Vogelscheuche von Nutzen und schützt die dort wuchernden wohlriechenden Gewürze.
Das katalanische Ripoll erinnert uns an vorausgehende Stunden im geografisch eigentlich kongruenten französischen Kunststädtchen Céret. Dieses leicht und beschwingt, trotz der ebenfalls nahen mächtigen Pyrenäen. Jetzt die kleine Stadt in den katalanischen Vorpyrenäen eher schwer und schwerfällig.
Kunst und gutes Marketing beflügeln offenbar. Vermutlich beeindruckt Céret auch mit der Ausstrahlung seines Hausbergs, dem symbolträchtigen Olymp der Katalanen, dem Canigou. Dort weht die katalanische Flagge souverän und eindrucksvoll, aber erträglich mit Abstand anstatt problemgeladen an jeder Ecke mancher katalanischer Pueblos.
Via Vic und vorbei an Barcelona kommen wir spät abends in Tarragona an. Auch katalanisch, aber anders. Das Mittelmeer am Horizont erscheint unheimlich, aber vertraut.
Schattenspiele in echt …
… und als Graffiti – selbst der Fotograf macht mit
Menschenleere aber heimelige Gassen und Plätze …
… erfreulicherweise ohne politische Bekundungen
Dörflich persönlich anmutendes Leben in den wenigen Lokalen. Wir kommen uns beinahe als Eindringlinge vor.
En esta carnicería, la combinación de jamón serrano, estilo y diseño impresiona
Die Tauben haben ihren vermutlich angestammten Schlafplatz auf Haupt und Schulter ihrer Skulptur gefunden. Die Kathedrale St. Marien (katal. Catedral Basílica Metropolitana i Primada de Tarragona) steht beeindruckend auf einem Hügel – eingezwängt und doch mächtig inmitten der Stadt, an der Stelle eines römischen Tempels. Nach romanischem Beginn im frühgotischen Stil errichtet bleibt sie wegen der Pest unvollendet.
Schwalben holen als Skulpteure Unvollendetes romanisch schlicht nach
Als wir vor Jahren am Hafen das renommierte Fischrestaurant L´Ancora genießen sah hier alles anders aus. Nach schwierigen Bauarbeiten, direkt am Meer, hat das Viertel Serrallo jetzt ein beeindruckend markantes Gesicht – wie wenn es immer schon so gewesen wäre. Städtebaulich vorbildlich, freut sich HDM.
An alten Wänden sind stadtbezogene Graffiti entstanden
Wunderschön ausgearbeitet in Schwarz und Weiß
Vergangenheit und Traditionen werden einfühlsam genutzt und gewürdigt
Fischertraditionen
Weiter gehts. Auf unseren Fahrten kommen wir am Ebro(kat. Ebre)auch diesmal nicht ohne einen gehörigen Halt vorbei. So zu reisen macht Spaß und soll bilden, weiß man spätestens seit JWvG. Bei wiederholten Besuchen dies sogar in Potenz, meinen wir. Das Land so noch besser verstehen, um ihm einigermaßen gerecht zu werden.
HDMs Faszination für den Rio Ebro entsteht früh. Aus dem Erdkunde-Unterricht in der Balinger Volksschule bleiben fünf große Flüsse haften: Guadiana, Guadalquivir, Tajo, Duero und eben der Rio Ebro. Mit seinen knapp tausend Kilometern ist er nach dem Tajo der zweitlängste Fluss Spaniens.Damals scheinbar unerreichbar weit entfernt, heute ein höchst erlebenswertes Ziel.
Der Fluss windet sich durch recht niederschlagsarme Landstriche südlich der Sierra Cantabrica und der Pyrenäen. Von der feuchten Atlantikluft abgeschnitten ist Landwirtschaft hier ausschließlich mit seinem Wasser möglich. Das sorgt bis heute regelmäßig für Streit zwischen den anliegenden Comunidades.
Diesmal erfahren wir, dass und wie das uns vertraute faszinierende Biosphärenreservat, die Halbwüste Bardenas Reales, durch extreme Erosionen aus dem Urstromtal des Ebro entstanden ist.
Dann noch Geschichtserinnerungen zur Schlacht am Ebro gegen Ende des Spanischen Bürgerkriegs:
Bald nach dem Vordringen der Putschisten um Franco zum Mittelmeer und zu unserer südlich liegenden Landeshauptstadt Valencia in 1938 wird Katalonien vom noch republikanischen Südosten Spaniens abgeschnitten. Ein entscheidender Erfolg der Nationalisten, nicht zuletzt durch die brutale Unterstützung der deutschem Legion Condor.
Die Diktatur hält dann bis zu seinem Tod in 1975. Bis heute ist diese Zeit noch nicht ausreichend aufgearbeitet. Auch der brisante Katalonienkonflikt hat hier mit seine Ursprünge.
Zurück zur Natur: Das Ebro-Delta ist das Schwemmland um die Mündung ins Mittelmeer. Neu ist uns dieser Zusammenhang: Nach der Entdeckung Amerikas boomt der Schiffbau. Durch den hohen Holzbedarf werden große Waldflächen gerodet. Die höhere Erosion führt zu mehr Ablagerungen von Sedimenten im Mündungsgebiet und zu einem beschleunigten Wachstum der Delta-Ebene.
Eine gegensätzliche Bewegung gibts dann im 20. Jahrhundert: Durch den Bau zahlreicher Talsperren verringert sich die Ablagerung von Sedimenten. Auch aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels ist die praktisch deichlose Delta-Landschaft heute, lt. Expertenmeinung, bedroht.Offenbar machen auch die illegalen Einwanderer Blaukrabbe und Louisianakrebs Sorgen.
Der Reichtum an Zandern, Barschen, Aalen und Welsen bietet Fischern bis heute die Lebensgrundlage. Auch die Zucht von Muscheln an künstlich angelegten Muschelbänken. Jedoch, auf drei Vierteln der Fläche wird Reis angebaut. Vor der Reisernte, im Sommer, bedecken leuchtend grüne Reispflanzen das Delta. Diverse Arten Rundkornreis werden unter einer geschützten Herkunftsbezeichnung vermarktet. Natürlich sind sie für die traditionellen spanischen Reisgerichte besonders geeignet.
Der Reis für diese Begrüßungs-Paella (drei Tage später) unseres nachbarlichen Freundes Pascual und seiner Marie kommt allerdings aus unmittelbarer Nähe, dem Marjal Pego-Oliva
Vorarbeit für die nächste Reisernte am Ebro
1983 wird etwa ein Drittel des Deltas Parc Natural del Delta de l’Ebre
Es ist ein artenreiches Brut- und Rastgebiet zahlreicher Vogelarten und dient Zugvögeln aus dem Norden zum Überwintern
Mittendrin im Delta, in der Bar von Deltebre
HDM ziehts zur Mündung in ihrer ganzen ruhenden Pracht!
Die Fließgeschwindigkeit des Ebro verringert sich nahe am Mittelmeer praktisch auf null. Die letzten besonders feinkörnig erodierten Sedimente aus den Hochlagen der Pyrenäen, des nördlichen Kantabrischen und des südlichen Iberischen Gebirges können sich jetzt noch in Ruhe ablagern.
HDMs Schwärmereien für den Ebro und sein Delta verlangen hier ein paar ausgleichende Notizen und Fotos zu unserem nahen Sumpfgebiet Marjal Pego-Oliva, dem Herkunftsort des Reises unserer Begrüßungs-Paella (siehe oben).
Im Hintergrund links ist Dėnias Montgó erkennbar, in der Mitte die bizarre Sierra Segaria.
Seit 1994 ist das Marjal (span. Sumpf)Naturpark und gilt als eine der artenreichsten Regionen des Mittelmeerraums. Früher eine Salzwasser-Lagune wird es von den Sierras Mostalla, Migdia und Segaria umgeben. Gespeist wird’s von kleinen Flüssen wie dem Rio Bullent. Ein Netz aus Bewässerungsgräben und Kanälen profitiert von Quellen aus unterirdischen Gewässern.
Nach regionalpolitischen Versuchen eines Bürgermeisters, Teile des Gebiets zugunsten von Bauland trocken zu legen, bemüht man sich heute um die Harmonie von traditionellem Anbau hoher Reisqualitäten, z. B. der Sorten Bomba und Bombón, mit der Umwelt. Der Frevel des Alcalde wurde mit dem ersten Umwelturteil Spaniens gerichtlich geahndet. Erzählt wir auch noch die Geschichte als 1985 Walt Disney das Gebiet ernsthaft für seinen europäischen Vergnügungspark erwog.
Natürlich ist hier alles etwas kleiner als im Ebro-Delta, auch die Arbeit zur Pflege des Feuchtgebiets mit seinen riesigen Schilfflächen
Noch eins, der Montgó hinter Dénia vom Parc Natural de la Marjal de Pego-Oliva aus
Scheue Sichler verlangen dem Fotografen Geduld ab
Leichtere Fotografenbeute, direkt am letzten Stück der uns zum Reiseende bringenden Mittelmeer-Autobahn
In Peníscola wollen wir einen letzten Café genießen und wieder mal ein Bild der Festung mit seiner großartigen Aussicht aufs Land und aufs nahe Meer schießen. Der Mangel an geeigneten Parkplätzen erlaubt nur ein Foto während des Fahrens …
Häufig machen wir unsere Café-Pausen in kleinen netten Pueblos wie diesem, ein paar Kilometer abseits der großen Straßen. Heute fahren wir weiter, denn gleich sind wir da!
Vertraute Blicke bei unserer Ankunft
Der Wellengang beeindruckt wie immer, wenn auch etwas kühl anmutend
Wow!
In Hafennähe treffen wir gute alte Bekannte auf einer ihrer Lieblingsinseln
Wenn´s auch schon dunkelt, das für manche Leute so wichtige Wetter erscheint versprechend
Anderntags überrascht uns ein Regenbogen
(Denke einen Moment es sei eine Demo für die Igualdad de Género unseres für Bekundungen so rührigen Ayuntamiento … ist aber eher eine Déformation professionelle HDMs …)
Keine Fata Morgana: Wir haben diesmal recht authentische Gelüste nach dem so landestypischen Arroz Meloso de Bogavante unseres Restaurante Rafel de Pego aus dem Reis des nahen Marjal de Pego
Entsprechend ist dann auch die Begrüßung
Kleine Anmerkung: Der besonders aufmerksame Leser erinnert vielleicht den chinesischen Reis und die Wantan-Suppe im Restaurante Pekin – als wir letzten April in Dénia ankommen.
Aber auch die Reiserouten unterscheiden sich schließlich …
In diesen Tagen ist halb Spanien aus dem Häuschen. Wir erleben Wetter pur. Überall heftiger Wind, Böen, Schnee im Norden Atlantik abwärts und natürlich in der Sierra Nevada im Süden. Bei uns am Mittelmeer Sonne pur, ein paar Wölkchen als Zugabe.
Vom für vorgestern endlich gebuchten Mallorca-Trip ab unserem fußnahen Fährhafen hat uns die Baleària ausgeladen. Wir sind stocksauer. Ist doch das Meer glatt, wie wir es von den Calmas de Enero eigentlich kennen.
Dann aber die Nachricht aus rtve! Ob sechs oder neun Meter hohe Wellen ist uns dann ziemlich egal.
380 km Luftlinie westlich, bei uns, das friedliche Mittelmeer vor zwei Stunden
Die Phoenix Palmen, Bootsmasten und Flaggen sind jedoch verdächtig laut und bewegt (habe ein Video versucht, das aber gibt meine Blogtechnik nicht her, sorry)
Die Washingtonia mit Blick auf die Burg wedelt auf ihre Art
Schaun mer mal was noch kommt. Haben auf jeden Fall für nächsten Montag wieder gebucht.
Wie gesagt: Vamos a ver Und gut dass es noch Wetter gibt